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Austria Börsenbrief
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Bitcoin und SPACs - Franz C. Bauer

27.01.2021 | Austria Börsenbrief Nr. 04/2021

Welche Informationen benötigen Anleger, um ihre Investitionsentscheidungen zu treffen? Worauf schauen denn Sie, wenn Sie Wertpapiere kaufen oder verkaufen? Über die wichtigsten Multiples informiert sich wahrscheinlich jeder. Die „prominentesten“ Maßzahlen sind Kurs/Gewinn-Verhältnis, Dividendenrendite und Kurs/Cashflow-Verhältnis, da kann man sich dann schon ein Bild machen. Kurs/Buchwert ist nicht unbedingt aussagekräftig und gilt vor allem für die „old economy“. Die Investmentstory ist natürlich besonders wichtig – wie stellt sich das Unternehmen die Zukunft vor und was macht es so besonders? Aber das Marktumfeld? Achten Sie auch auf die Risikoindikatoren? Und wie aussagekräftig sind diese?

Einen „Risikoindikator“ gibt es jedenfalls, den jeder täglich beobachten kann: Den Kurs des Bitcoin. Die vergangenen Wochen sagen uns da zweierlei. Erstens: Derzeit ist die Risikofreude der Anleger auf einem Höhepunkt. Der Kurs des Bitcoin gegenüber dem Euro kletterte seit dem vergangenen Jahr um mehr als 200 Prozent. „Wert“ steht da aber keiner dahinter. Erst jüngst bemerkte Dennis Gartman, langjähriger Beobachter der Finanzmärkte und prominenter Autor in den USA, der Wert der Kryptowährung bestehe ausschließlich im Glauben der Anleger. Mehr „Spekulation“ geht also nicht, und der Höhenflug des Bitcoin zeigt uns, dass die Anleger derzeit durchaus geneigt sind, auch ein unwägbares Risiko einzugehen. Er zeigt uns aber, zweitens, dass das Vertrauen in die Börsen durchaus Grenzen hat – sonst würden ja alle Bitcoin-Käufer stattdessen Aktien erwerben und lieber mit Beteiligungspapieren diversifizieren. Das relativiert den im vergangenen Jahr begonnenen Höhenflug der Kurse also doch ein wenig.

Interessant ist auch die in den USA geradezu hysterische Spekulation auf SPACs. Dabei handelt es sich um Unternehmen, deren einziger Unternehmensgegenstand darin besteht, sich mit anderen Unternehmen zu fusionieren. Das funktioniert so: Ein findiger Finanzjongleur (oder auch ein seriöser Finanzmanager) gründet ein SPAC (Special Purpose Acquisition Company) und bringt dieses an die Börse. Mit dem eingesammelten Geld optimistischer (oder gutgläubiger) Anleger, geht er zunächst an die Börse und dann auf die Suche nach einem hoffnungsvollen Unternehmen, zum Beispiel einem Startup, mit dem er sein SPAC fusioniert. Dieses erspart sich damit den komplizierten und teuren Weg an die Börse, an der das SPAC ja bereits notiert. An sich eine vernünftige Idee, die geeignet wäre, auch Kleinanlegern den Weg zu einer Art Seed Financing oder Bridge Financing zu öffnen. SPACs versprechen den Anlegern Traumrenditen, erweisen sich aber mehr und mehr als reine Abzocke. Das ganze erinnert an die MBS-, CDS- und CDO-Blase, die 2008/09 beinahe zum Kollaps des Finanzsystems geführt hätte und die eine globale Wirtschaftskrise auslöste.

So weit wird es diesmal wohl nicht kommen, denn hier dürften ja vor allem Kleinanleger Geld verlieren. Doch auch dies ist ein Hinweis darauf, dass sich die Risikofreudigkeit angesichts inexistenter Renditen im Fixed Income-Bereich auf einem (zu) hohen Niveau befindet. Die Ampel steht auf Orange.

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