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Hanseatischer Börsendienst
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Pharma-Spezialität Apontis Pharma zeigt plausible Wachstumsstory auf und hat nach verpatztem Börsenstart Potenzial

07.06.2022 | Hanseatischer Börsendienst Nr. 12/2022

Viele Anleger finden es sehr spannend, wenn neue Aktien an die Börse gebracht werden und vermuten bei diesen IPOs große Chancen. Doch wir halten dann in der Regel eher Vorsicht für angebracht. Die Börsenneulinge werden den Privatanlegern normalerweise genau dann angeboten, wenn für die Verkäufer der bestmögliche Preis erzielt werden kann. Besonders hohe Kurse waren beispielsweise im Vorjahr zu realisieren, als die Risikobereitschaft der Anleger noch deutlich höher war. Viele der 2021 an die Börse gebrachten Aktien sind mittlerweile massiv abgestürzt und werden erst jetzt für uns wieder einen vertieften Blick wert. Besonders interessant, ist aus unserer Sicht eine Aktienspezialität aus dem Pharmasektor, die sich auch bei eventuell künftig schwierigerem konjunkturellen Umfeld relativ gut entwickeln sollte. Die Rede ist von Apontis Pharma, die am 11. Mai 2021 mit einem Emissionspreis von 19 Euro erstmals im Wachstumssegment „Scale“ der Frankfurter Wertpapierbörse gehandelt wurde und jetzt rund 30% billiger zu haben ist.

Auf Single Pills spezialisiert
Apontis Pharma ist ein Pharmaunternehmen, das sich auf so genannte Single Pills spezialisiert hat. Single Pills vereinen zwei bis drei patentfreie Wirkstoffe in einem Kombinationspräparat. Apontis entwickelt, vermarktet und vertreibt ein breites Portfolio an Single Pills und anderen Arzneimitteln, mit besonderem Fokus auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Diabetes und Atemwegserkrankungen. Seit 2013 hat Apontis erfolgreich mehrere Single Pills eingeführt. Das Unternehmen hat über einen starken Außendienst einen guten und direkten Zugang zu den rund 23.000 Ärzten in Deutschland, die letztendlich über die Anwendung der Single Pills entscheiden. Vereinzelt vertreiben auch andere Unternehmen Single Pills, jedoch sieht sich Apontis als einzige Firma, die das Single Pill-Konzept wissenschaftlich vorantreibt und ein breit gefächertes Angebot aufbaut. Zudem ist der starke Außendienst ein wesentlicher Vorteil, weil die Single Pills erklärungsbedürftig sind.

Studie belegt den Patienten
Nutzen Den Therapieerfolg der Single Pills belegt eine 2019 durchgeführte Studie mit Namen START. In der Studie wurden Daten von rund 60.000 Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen ausgewertet, die eine Kombination mehrerer Substanzen benötigten. Diese wurden entweder in einer Tablette, der Single Pill, oder in mehreren Tabletten verordnet. Das Ergebnis: Im Vergleich zu einer Therapie mit losen Einzelmedikamenten wurden mit einer Single Pill-Therapie Komplikationen wie Schlaganfälle, Herzinfarkte und Todesfälle signifikant verringert. So reduzierten sich bei der Single Pill-Therapie zum Beispiel Schlaganfälle um bis zu 46% und Herzinfarkte um bis zu 38% gegenüber der konventionellen Behandlung. Infolgedessen sanken auch die Einweisungen in Krankenhäuser um bis zu 55% sowie die Sterblichkeit um bis zu 49%. Die Gesamtbehandlungskosten mit Single Pills versprechen unter dem Strich Einsparungen von bis zu 34%. Dies ist eine Größenordnung, die durchaus volkswirtschaftliche Bedeutung hat. Auch die Patienten sparen selber, weil in der Apotheke bekanntlich Zuzahlungen von in der Regel 5 Euro je Medikament zu leisten sind. Die Zusammenfassung der benötigten Medikamente zur Single Pill sorgen somit beim Patienten für eine Ersparnis, die rund 25 bis 30 Euro jährlich betragen kann.

Umsatz- und Ertragsschub bis 2026 erwartet
Vom Brutto-Emissionserlös des Börsenganges in Höhe von 38 Mio. Euro flossen zunächst 12,25 Mio. Euro in die Tilgung von Anleihen und Krediten. Der Rest soll zur Entwicklung neuer Single Pills verwendet werden. Zudem ist die Verstärkung der Lizenzierungsaktivitäten, der Ausbau der Marketing- und Vertriebsaktivitäten zur Gewinnung weiterer Marktanteile sowie auch Zukäufe geplant. Für das Geschäftsjahr 2022 rechnet der Vorstand mit einem Umsatzwachstum auf 55,3 Mio. Euro und einem EBITDA von 5,5 Mio. Euro. Bis 2026 soll der Umsatz auf 100 Mio. Euro nach oben schnellen, wobei ein EBITDA um bereits 30 Mio. Euro erreicht werden soll. Diese Erwartungen bezüglich des künftigen Wachstums sind nicht unplausibel. Weil Apontis immer mehr Single Pills an den Markt bringt, erhöht sich die Anzahl potentieller Patienten.

Hohes Umsatzplus im ersten Quartal
war mit einem Plus von 40% weiterhin der wesentliche Wachstumstreiber. Der Anteil der Single Pills am Gesamtumsatz stieg auf 61 Prozent. Zudem erfreulich: Der Cash Flow aus operativer Tätigkeit verbesserte sich deutlich auf einen positiven Mittelzufluss von 3,7 Mio. Euro und das Nettoergebnis legte steil auf 1,6 (0,3) Mio. Euro zu. Mit einer hohen Eigenkapitalquote von 75 Prozent verfügt der Börsenneuling bei liquiden Mitteln von 32 Mio. Euro sowie Verbindlichkeiten von 4,7 Mio. Euro über eine solide Vermögens- und Finanzlage als Basis für das weitere Unternehmenswachstum.

Produktpipeline ist gut gefüllt
Vorstandschef Karlheinz Gast verweist auf die Vollpublikationen der START-Studie zur medizinischen Wirksamkeit und Kostenreduktion von Single Pills in medizinischen Fachzeitschriften als wichtigen Treiber: „Dies unterstützt uns zusätzlich, da unter anderem auch der von den Krankenkassen, kassenärztlichen Vereinigungen und Behörden geforderte wissenschaftliche Nachweis der Vorteilhaftigkeit der Single Pills nun vorliegt. Wir bauen unsere Positionierung sowie Marktführerschaft weiter aus und stärken wesentlich die künftigen Umsatzmöglichkeiten unserer neuen Single Pills.“

Umsatzverdopplung möglich
Die Produktpipeline ist gut gefüllt. Spätestens ab dem Geschäftsjahr 2024 sollten Umsatz und Erträge stark nach oben schnellen. Sofern die langfristigen Ziele erreicht werden, wäre bis 2026 nahezu eine Umsatzverdopplung möglich (siehe Tabelle Seite 5). Der Gewinn je Aktie könnte innerhalb von vier Jahren auf rund 2 Euro je Aktie steigen. Analysten reichen für die Aktie Kursziele um rund 30 Euro herum, was uns aktuell etwas überzogen erscheint. Wir taxieren den fairen Wert der Aktie vorsichtiger eher im Bereich um 20 Euro, was jedoch auch bereits klares Aufwärtspotential signalisiert. In den kommenden Wochen präsentiert sich Apontis verstärkt vor Investoren, was neue Käufergruppen anlocken könnte.

Risikobereite Investoren können spekulativ eine kleine Anfangsposition bei dieser interessanten Pharma-Spezialität aufbauen. Bitte Kaufaufträge selbständig sehr eng limitieren. Zur Absicherung der Position sollte dann ein Stopp auf Schlusskursbasis um 11 Euro vorgemerkt werden. Vorsichtigere Investoren warten zunächst einen klaren charttechnischen Aufwärtstrend dieses Nebenwertes ab.
 

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