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Kleinanleger-Schwarm gegen Hedgefonds - Matthias Rieger

02.02.2021 | Hanseatischer Börsendienst Nr. 03/2021

Können Sie sich dies vorstellen?: Antilopen vereinen sich in großen Rudeln und jagen Löwen, Robben schließen sich zusammen, um Killerwale anzugreifen und Thunfische versammeln sich in großer Zahl, um Haie zu attackieren. Unvorstellbar? In der Tierwelt schon. Doch derartiges ist in den zurückliegenden Tagen erstmals geschehen – an der Börse.

Dort gelten die oftmals Milliarden-Dollarschweren Hedgefonds als die mächtigsten Teilnehmer, also quasi die Haie der Finanzwelt. Kleinanleger hingegen sind nur kleine Fische. Doch viele Kleinanleger haben sich zuletzt über das Internet ausgetauscht und eine Strategie entwickelt, um die großen Hedgefonds zu überrumpeln. Hedgefonds wetten oft auch auf fallende Aktienkurse. Dabei verkaufen die Profis Aktien, die sie gar nicht besitzen, um diese später möglichst billig zurückzukaufen. Die in der Regel jungen Spekulanten schließen sich über das Internet in großen Gruppen zusammen und verabreden Käufe in Aktien, bei denen Hedgefonds mit hohen Beträgen auf fallende Kurse gewettet haben.

Diese hohe Anzahl kleiner Kaufaufträge führt dazu, dass die Aktienkurse zu steigen beginnen. Dies wiederum verursacht massive Verluste bei den Hedgefonds und erhöht den Druck, dass die Profis ebenfalls diese Aktien kaufen müssen, um ihre Positionen zu schließen und die Verluste zu begrenzen. Dies kann dann zu sprunghaften Kursanstiegen führen, die wiederum jene Hedgefonds massiv unter Druck bringen, die bisher weiter auf fallende Kurse gesetzt hatten. Diese Profis müssen dann die bereits deutlich überteuerten Aktien kaufen, um ihre Verluste nicht ins Uferlose anwachsen zu lassen und treiben damit die Aktienkurse immer weiter nach oben. Eine solche Situation wird gemeinhin auch als „Short-Squeeze“ bezeichnet.

Diese Short-Squeezes haben teilweise zu Kursgewinnen von über 1000 Prozent innerhalb weniger Tage geführt. Ein Beispiel war die Kursentwicklung von Gamestop, einer US-Einzelhandelskette für Computerspiele und Unterhaltungssoftware. Mittlerweile beschäftigt die Aufregung um die extremen Kurskapriolen der Aktien wie Gamestop und anderer Unternehmen auch die Politik. Der künftige Vorsitzende des Bankenausschusses im amerikanischen Senat, Sherrod Brown, kündigte eine Anhörung „zum aktuellen Zustand des Aktienmarktes“ an.

Zuletzt haben die jungen Spekulanten ein neues Ziel auserkoren, um Hedgefonds und Großbanken für aus ihrer Sicht begangene Marktmanipulationen zu bestrafen: den Silbermarkt. Es bestehen auch hier enorme Wetten von Profis auf weiter fallende Silberpreise, die den Preis bisher gedrückt haben. Einige Branchenkenner zeigen sich bereits seit Jahren davon überzeugt, dass der Silberpreis künstlich massiv nach unten manipuliert wird. Jetzt wird es spannend, ob die Schar von Kleinanlegern auch bei Silber einen Short-Squeeze und damit ein Kursfeuerwerk entfachen kann – eine erste positive Kursreaktion hat der Silberpreis bereits gezeigt.

Freundliche Börsentage wünscht Ihnen Matthias Rieger

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