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Die Ungleichheit zwischen Wall Street und Main Street steigt und steigt
01.09.2021 | Austria Börsenbrief Nr. 34/2021Die führenden Aktienleitindizes in den USA befinden sich auf anhaltender Rekordjagd. Aus Anlegersicht ist das eine tolle Sache. Doch die Medaille hat auch eine andere Seite. Welche das ist, rechnet die Bank of America in einer aktuellen Studie vor. Demnach schwankte von 1950 bis zur Technologieblase Ende der 90er Jahre das Verhältnis zwischen den Vermögenswerten des privaten US-Finanzsektors (stellvertretend für die Wall Street) und dem BIP der USA (stellvertretend für die Main Street) zwischen dem 2,5-fachen und dem 3,5-fachen.
Die radikale interventionistische Politik der quantitativen Lockerung seit der Finanzkrise hat dazu geführt, dass die Zentralbanken weltweit Finanzwerte im Wert von 22,4 Billionen Dollar gekauft haben, wodurch die Bewertung der Finanzwerte in den USA auf das 6,4-fache des BIP gestiegen ist.
Überlegungen stellt in diesem Zusammenhang mit Natixis auch die Investmentbank der französischen Sparkassen und Genossenschaftsbanken an. Die Analysten dort kommen zu dem Schluss, dass sich die sehr expansive Geldpolitik kaum auf die Nachfrage des privaten Sektors nach Waren und Dienstleistungen ausgewirkt hat.
Dies wiederum sei darauf zurückzuführen, dass die geforderte Eigenkapitalrendite, abgesehen von ihren konjunkturellen Schwankungen, nicht im Einklang mit den Zinssätzen gesunken seien, wodurch die Wirkung der Geldpolitik auf die Unternehmensinvestitionen entfalle. Der Rückgang der Zinssätze habe außerdem die Sparquote der privaten Haushalte nicht gesenkt und die Wohnungsbauinvestitionen der privaten Haushalte nicht erhöht. Man sehe also eine schwache Wirkung der expansiven Geldpolitik auf die Nachfrage des privaten Sektors nach Waren und Dienstleistungen.
Dafür glaubt Natixis jedoch, dass die sehr expansive Geldpolitik zwei andere wichtige Auswirkungen hat. Erstens einen starken Anstieg der relativen Vermögenspreise aufgrund der Tatsache, dass die langfristigen Zinssätze viel niedriger sind als die Wachstumsraten. Zweitens führe eine expansive Finanzpolitik, die durch den Rückgang der Zinszahlungen für die Staatsverschuldung ermöglicht wurde, zu einem Anstieg der öffentlichen Schuldenquoten. Und wenn diese Schlussfolgerungen stimmen, sei die Wirksamkeit der betriebenen Politik in Frage zu stellen. Das sind Überlegungen, die zwar akademisch erscheinen, aber wenn sie zutreffen, hätte das in der Tat weitreichende Folgen.
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