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Solide Zahlen eröffnen den Brenntag-Aktien eine Chance
16.08.2022 | Money Mail Nr. 097/2022Beim Chemikalienhändler Brenntag (ISIN: DE000A1DAHH0 – 70,46 Euro) hatten wir im Rahmen einer Nachbesprechung in Money Mail-Ausgabe 57-22 in Erwägung gezogen, bei einem Rückschlag unter das damals noch gültige Jahresschlusstief von 65,82 Euro über einen etwaigen Ausstieg zur Verlustbegrenzung nachzudenken.
Dazu ist es auch gekommen, aber wir haben diese Option trotzdem ungenutzt verstreichen lassen. Im Tief ging es dabei bis Mitte Juli auf Schlusskursbasis bis auf 59,18 Euro nach unten. Doch zuletzt hat die Notiz wieder deutlich Boden gut gemacht und inzwischen kostet der Wert fast wieder so viel wie bei der Veröffentlichung der zuvor zitierten Money Mail-Ausgabe (die ursprüngliche Kaufempfehlung erfolgte in Money Mail-Ausgabe 35-21 zu einer Notiz von 72,48 Euro).
Der Weltmarktführer in der Chemiedistribution meldete nach Einschätzung der Deutschen Bank starke Zweitquartalszahlen mit einem Bruttogewinn von 1.145 Mio. Euro (+36,5% im Vergleich zum Vorjahr; +28% währungsbereinigt). Das EBITDA lag bei 534 Mio. Euro (+50%, +41%), wobei die Bereiche Speciality (+62%, +55%) und Essentials (+40%, +30%) den größten Anteil hatten.
Der Analystenkonsens zum Bruttogewinn bewegte sich bei 1.100 Mio. Euro und beim EBITDA bei 506 Mio. Euro. Die Finanzierungskosten waren aufgrund steigender Zinsen, der türkischen Hyperinflation und anderer Währungseffekte höher als erwartet. Der freie Cashflow belief sich auf 206 Mio. Euro, was hauptsächlich auf Abflüsse von Betriebskapital in Höhe von 625 Mio. Euro zurückzuführen ist.
Für das Gesamtjahr bestätigte das Management die Prognose von einem EBITDA in Höhe von 1,75 Mrd. bis 1,85 Mrd. Euro. Aufgrund der aktuellen Geschäftsdynamik geht man dabei davon aus, den oberen Bereich der genannten Prognosespanne zu erreichen.
Zur Gas-Krise meldete die Nachrichtenagentur dpa-AFX, dass Brenntag anders als bestimmte andere Chemieunternehmen von einer deutlichen Gas-Verknappung nur gering betroffen wäre. Der Konzern könne in diesem Fall seine Standorte weiter voll betreiben. Als Distributor wäre das Unternehmen aber indirekt betroffen, wenn energiesensible Produkte wie etwa Ammoniak und Harnstoff wegen eines Gasmangels in der Produktion der Lieferanten knapp werden sollten. Im Bedarfsfall könne der Konzern die Beschaffungsketten flexibel anpassen, betonte das Management. So habe Brenntag mit der Präsenz in 78 Länder die Möglichkeit, Materialien von Lieferanten aus anderen Regionen zu beziehen.
Analysten trauen dem Titel im Schnitt höhere Notierungen zu. Die Deutsche Bank etwa bekräftigte das hauseigene Kursziel von 88,00 Euro. In normalen Zeiten stimmen wir dieser Einschätzung voll zu. Solange es aber große Fragezeichen rund um die weiteren Konjunkturaussichten gibt, dürften sich Werte wie Brenntag an der Börse jedoch schwer tun. Wir geben den Aktien dennoch eine weitere Bewährungschance, weil die Geschäfte einfach gut laufen. Charttechnisch gesehen hängt die weitere Entwicklung davon ab, wie der gerade laufende Kampf um ein Überwinden des mittelfristigen Abwärtstrends ausgeht.
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