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Ohne Politikänderung lauern in China für die Weltbörsen derzeit mehr Risiken als Chancen
29.11.2022 | Der Internationale Nr. 24/2022Die Kurse an den Weltbörsen sind zum Wochenauftakt erstmals seit einigen Wochen wieder auf breiter Front gefallen. Wir wollen das zum jetzigen Zeitpunkt zwar noch nicht überbewerten, das Geschehen an diesem Montag hat aber deutlich gemacht, dass weiterhin Gefahren lauern. Denn mit den aufflammenden Unruhen in China ist dabei ein Risikofaktor hinzugekommen, der in den zahlreichen Ausblicken auf das kommende Jahr, die bereits in unser Emailfach geflattert sind, nicht wirklich erwähnt wird. Darin ist lediglich von der konjunkturellen Verlangsamung in China die Rede, wobei sich diese jetzt noch zu verschlechtern droht, weil die steigenden Coronavirus-Infektionen für neue Lockdowns sorgen. Und alles das, was die wirtschaftliche Entwicklung in der zweitgrößten Volkwirtschaft bremst, ist natürlich auch für den Rest der Welt von Belang.
Diese Bestandsaufnahme gilt insbesondere auch mit Blick auf Europa. Das belegen die folgenden Daten: Seit seinem Beitritt zur Welthandelsorganisation im Jahr 2001 hat sich China laut BCA Research zu einer wichtigen Wachstumsquelle für die Eurozone entwickelt. In den letzten 21 Jahren sind die Ausfuhren der Eurozone nach China um das 9,6-fache von 25 Mrd. Euro auf 206 Mrd. Euro gestiegen und haben damit die Verdoppelung der Ausfuhren in die USA seit 2001 übertroffen. Innerhalb Europas war Deutschland der Hauptnutznießer des chinesischen Wirtschaftsbooms, denn die deutschen Exporte nach China stiegen von 12 Mrd. Euro auf 108 Mrd. Euro. Durch die Entwicklungen in China erhöhen sich mit Blick auf das kommende Jahr folglich die Gefahren für die Weltwirtschaft und auch der Druck auf die Ergebnisschätzungen nimmt zu. Das sind Risiken, die 2023 durchaus erneut für Kursverwerfungen sorgen könnten, falls die damit verbundenen Folgen gravierender sein sollten, als dies die Kurse derzeit bereits eskomptieren. Wobei deswegen natürlich auch Preisdruck bei den Rohstoffpreisen und damit in einem Sektor aufkommen kann, in dem ein führendes Rohstoffbarometer wie der CRB Index bereits jetzt Gefahr läuft, auf neue Mehrmonatstiefs abzurutschen (ergänzende Anmerkung: bezüglich unserem Musterdepot-Mitfavoriten Shell ist zu beachten, dass sich jüngst eine Kluft zwischen den in diesem Jahr gut gelaufenen Kursen der Ölaktien und dem etwas unter Druck geratenen Ölpreis aufgetan hat).
Die verbesserte Marktbreite lässt die Bullen hoffen
Ganz geben wir deswegen unsere Hoffnungen auf eine mittel- bis langfristig sich fortsetzende Kurserholung an den Aktienmärkten aber nicht auf. Positiv wäre es beispielsweise, wenn die Inflation deutlich nachlässt (diesbezüglich ist der erwähnte aktuelle Trend beim CRB-Index positiv zu werten) und dadurch auch der Zinserhöhungsdruck weichen sollte. Bereits jetzt macht die jüngste Entwicklung bei der Marktbreite Mut. Nach Angaben von Ned Davis Research sind bei den Aktienkomponenten des All Country World Index inzwischen bis zum Ende der Vorwoche mehr Aktien über ihren gleitenden 50-Tage-Durchschnitt gestiegen als jemals zuvor seit Juni 2020. Beim Rally Watch Report des zitierten US-Finanzdienstleisters ist außerdem die Gesamtheit der bullishen Indikatoren zum ersten Mal seit Anfang letzten Jahres über 50% gestiegen, was positiv ist. Das Potenzial der aktuellen Rallye wird durch historische Daten gestützt, die zeigen, dass auf 81% der Anstiege über 50% eine weitere Rallye folgte, wobei der globale Referenzindex im Median um 21% über einen Zeitraum von 335 Tagen zulegte. Wie immer gibt es zwar keine Garantie dafür, dass sich die Geschichte wiederholt, markttechnisch gesehen entwickelten sich die Dinge an den Weltbörsen zumindest bis zum Ende der Vorwoche aber in die richtige Richtung.
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