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Was Anleger über ihren inneren Schweinehund wissen sollten
18.06.2019 | Der Internationale Nr. 13/2019Wir halten es für wichtig, sich immer wieder grundsätzlich mit den Märkten auseinanderzusetzen. Dazu gehört es, sich zu fragen, was das eigene Denken sowie die darauf aufbauenden Anlageentscheidungen beeinflusst. Jedenfalls sind wir der Ansicht, dass bei einer guten Kenntnis der eigenen Psychologie, als auch jener der anderen Marktteilnehmer, erfolgreichere Investments möglich sind als ohne dieses Bewusstsein.
In diesem Zusammenhang möchten wir in dieser Ausgabe aufzeigen, was für tiefe Spuren die letzte Finanzkrise im Denken der breiten Masse der Investoren (wenn nicht auch bei Ihnen selbst) hinterlassen haben dürfte. Wir bedienen uns dabei den Überlegungen von Volkswirt Patrick Artus von der französischen Investmentbank Natixis. In einer Studie vertritt dieser die These, wonach die Finanzkrise rund um das Jahr 2008 das Anlegerverhalten auch heute noch nachhaltig prägt. Demnach reagierten nach so einer schweren Krise die Marktteilnehmer sehr viel stärker als zuvor auf schlechte Nachrichten, was wiederum die Schwankungsbreite der Kurse erhöhe. Zudem gebe es eine vermehrte Angst vor Blasen sowie vor Überschuldung und es herrsche eine pessimistischere Grundtendenz bei der Beurteilung der volkswirtschaftlichen Situation und Aussichten. Alles Thesen, denen wir zustimmen, und die sich laut Artus auch aus dem Verhalten nach der schweren Krise in Japan ab dem Jahr 1990 ableiten lassen.
Passend dazu stellt Mensur Pocinci von Julius Bär, interessante Überlegungen zur Anleger-Psyche an. Der Charttechniker erklärt die jüngste Vorliebe der Anleger für Anleihen in den USA statt für Aktien trotz des seit März 2009 laufenden Bullenmarktes mit der fehlenden Bereitschaft der Anleger, den mit einer Aktieninvestition verbundenen psychologischen Preis zu zahlen. Der Preis, mit dem die meisten Anleger demnach Probleme haben, ist der Wertrückgang einer Anlage oder Portfolios von einem Höchst- zu einem Tiefstand. Ein Blick auf die Hausse von 1980 bis 2000 lässt laut Pocinci einen Anstieg des S&P 500 um 2.317% bzw. 17% per annum erkennen. Allerdings hätten die Wochenabschlüsse des S&P 500 in diesen 20 Jahren in lediglich 14% der Zeit im Bereich von 5% eines 52-Wochen-Hochs gelegen. Damit habe selbst eine der stärksten Haussephasen der Geschichte den Anlegern Kopfzerbrechen bereitet. Folglich hätten die Anleger trotzdem oft ein schlechtes Gefühl gehabt und sich 85% der Zeit gesorgt.
Fazit: Für uns sind das überaus wichtige Erkenntnisse, um die eigenen Ängste und Bedenken mit Blick auf die Märkte zu verstehen und gegebenenfalls zu bekämpfen. Dass wir das tun, zeigt sich unter anderem daran, dass wir seit 2008 vermutlich überhaupt nie zum Kauf von Aktien geraten hätten, wenn wir stets nur auf die im Umfeld kursierenden Risiken geachtet hätten. Das heißt zwar nicht, dass wir Risiken ausblenden, aber schon wenn das Glas halbvoll erscheint, sind wir aufgrund dieser skizzierten Beobachtungen gewillt in Aktien zu investieren, sofern die Charttechnik dafür grünes Licht gibt.
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