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Austria Börsenbrief
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Die befürchtete negative Gewinnentwicklung steckt möglicherweise längst in den Kursen

24.05.2023 | Austria Börsenbrief Nr. 21/2023

Wir erinnerten an dieser Stelle in den vergangenen Ausgaben immer wieder einmal an die Risiken, die an den Weltbörsen schlummern. Gleichzeitig wiesen wir regelmäßig auf die konstruktive charttechnische Ausgangslage hin. Und da der Stoxx Europe 50 Performanceindex zum Wochenauftakt noch auf Rekordkurs war und sich der Nasdaq 100 Index da immerhin auf dem Jahreshoch bewegte, hat sich daran zuletzt auch nichts geändert.

Vor diesem Hintergrund schreiben wir dieses Mal darüber, wie sich auch fundamental betrachtet positive Anlageargumente finden lassen. Dazu greifen wir auf eine Publikation der DZ Bank zurück. Darin konstatiert das deutsche Kreditinstitut zwar, dass sich das Anlegermisstrauen auch an den Kursreaktionen zeigt, die unmittelbar auf die positiven Überraschungen in der aktuellen Berichtssaison folgten. Denn obwohl in den USA über 76% der berichteten Quartalsgewinne über den Erwartungen lagen, wurden diese am Berichtstag im Schnitt lediglich mit einer Kurssteigerung von 0,2% belohnt. In Europa lag die positive Überraschungsquote bis jetzt bei zwei Dritteln, aber die unmittelbare Kurssteigerung im Schnitt auch nur bei mageren 0,4%. Dagegen wurden negative Überraschungen in beiden Regionen mit Kurssenkungen von über minus 2% bestraft.

Um dieses Verhalten besser einordnen zu können, muss man laut DZ Bank wissen, dass eine US-Gewinnrezession schon in vollem Gange ist, denn im Jahresvergleich sind die Quartalsgewinne des S&P 500 im ersten Quartal 2023 das zweite Quartal in Folge gesunken (viertes Quartal 2022: minus 1,5%; erstes Quartal 2023: minus 3,2%; jeweils Jahresvergleiche), im weniger repräsentativen Quartalsvergleich aber bereits zum dritten Mal.

Für das zweite Quartal 2023 wird laut DZ Bank ein weiterer deutlicher Gewinnrückgang von 7,7% erwartet. Dies rechtfertige, dass die KGV-Bewertung des S&P 500 ex Tech und ex Banken, sprich der US-Realwirtschaft, weiterhin unterhalb des Jahresanfangswertes liegt. Dass die Bewertung des gesamten S&P 500 mit seinem Kurs dennoch im Jahresverlauf um über 8% gestiegen ist, liege an der Nachfrage nach den großen Technologiewerten, die in wirtschaftlich unsicheren Zeiten und daher bei sinkenden Zinsen als sichere Häfen gesucht würden.

Die gefürchtete negative Gewinnentwicklung der US-Realwirtschaft sei somit in den Kursen erfasst. Daher sehen die DZ Bank Analysten auch Nachholpotenzial für den S&P 500. Mit dem Durchlaufen des (Gewinn-)Rezessionsszenarios sollte sich der Anlegerfokus wieder auf eine positivere Entwicklung verlegen und Kurssteigerungen könnten folgen.

Gleichzeitig räumt man aber auch ein, dass selbst bei einer nur milden US-Rezession neue Marktturbulenzen nicht auszuschließen seien. Als Stütze sollte es sich aber selbst dann erweisen, dass die wirtschaftlichen Hauptrisiken aus dem vergangenen Jahr, Zinswende und Null-Covid in China, bereits größtenteils verarbeitet seien. Und für uns bleibt es sowieso bei der Vorgabe, die zuletzt verfolgte Anlagestrategie erst bei einem charttechnischen Richtungswechsel zu überdenken.

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