Depot-Check: Diese EU-Aktien hängen stark an China/USA - So nutzen Anleger Chancen und minimieren Risiken

Eine aktuelle Barclays-Studie zeigt, welche europäischen Unternehmen besonders stark von den USA oder China abhängen. Wir nennen die Aktien, die Anleger in ihrem Depot prüfen sollten – und analysieren in verschiedenen Szenarien, wo bei diesen Titeln Chancen bzw. Risiken liegen.

Stellen Sie sich vor, Sie stehen auf einem schwankenden Schiff. Links droht der Sturm des US-Handelskonflikts, rechts die Wellen der chinesischen Konjunktur. Europäische Unternehmen sind in diesem globalen Unwetter gefangen, ihre Segel ausgerichtet auf die großen Märkte in den USA und China.

Doch was bedeutet das für Ihr Geld? Die Wahrheit ist: Niemand kann mit Sicherheit sagen, wie diese Reise weitergeht. Geopolitische Spannungen, Konjunktursorgen und politische Entscheidungen können die Richtung jederzeit ändern. Die Attraktivität europäischer Aktien mit starkem US- oder China-Fokus hängt daher mehr denn je von Ihrer persönlichen Einschätzung der Zukunft ab.

Die Investmentbank Barclays stellt uns dafür wichtige Werkzeuge zur Verfügung. In einer Studie hat sie europäische Unternehmen unter die Lupe genommen und zwei Listen erstellt, die Anlegern helfen, den Kurs zu bestimmen:

• "Trade basket": Diese Liste (siehe nachfolgende Tabelle) zeigt europäische Unternehmen, deren Geschäfte stark vom US-Markt abhängen. Neben dem Namen und der Branche verrät sie, wie viel Prozent des Umsatzes diese Firmen in den USA machen.

Zusammensetzung des Trade-Basket im Überblick

Quellen: Factset, Bloomberg. Barclays Research

• "China Basket": Hierin (siehe nachfolgende Tabelle) finden sich europäische Unternehmen mit einem bedeutenden Anteil ihres Geschäfts in China. Auch hierzu gibt es Infos zu Branche und Umsatzanteil.

Zusammensetzung des China-Basket im Überblick

Quellen: Factset, Barclays Research

Zwei Aktienkörbe für vier Szenarien

Welche Aktien aus diesen Baskets sich als chancenreich erweisen, hängt vom makroökonomischen und politischen Umfeld ab. Dabei ergeben sich vier denkbare Szenarien:

  1. Positives US-Umfeld: Stabile oder wachsende US-Wirtschaft, keine neuen Zölle auf europäische Waren, Konsumlaune bleibt hoch.
  2. Negatives US-Umfeld: Neue Strafzölle, Wachstumssorgen, politische Eingriffe oder schwächere Nachfrage.
  3. Positives China-Umfeld: Wirtschaftliche Erholung, wachsender Konsum, weniger regulatorische Eingriffe, Entspannung im geopolitischen Verhältnis.
  4. Negatives China-Umfeld: Anhaltende Wachstumsschwäche, Kapitalabflüsse, staatliche Eingriffe, wachsendes Misstrauen internationaler Investoren.

Die Einschätzung dieser Szenarien entscheidet darüber, ob Unternehmen aus den beiden Barclays-Körben gut oder schlecht positioniert sind.

Für Anleger sind diese beiden Listen wie Seekarten: Sie zeigen, wo die größten Chancen und Risiken lauern. Aber wie navigieren Sie damit am besten?

US-Fokus: Investieren oder meiden?

Viele europäische Schwergewichte – von Autobauern wie Porsche und BMW bis zu Luxusmarken wie LVMH – verdienen einen Großteil ihres Geldes in den USA. Was bedeutet das für Ihr Depot?

Szenario 1: USA im Aufwind

Wenn die US-Wirtschaft weiter brummt, sind hohe US-Umsätze ein Turbo für europäische Unternehmen. Automobilhersteller wie BMW und Porsche, die einen bedeutenden Anteil ihres Absatzes in den USA erzielen, profitieren von der dortigen Konsumfreude. Luxusmarken wie LVMH sehen ebenfalls steigende Umsätze, da kaufkräftige Amerikaner weiterhin in Premiumprodukte investieren. Auch Technologieunternehmen wie ASML und SAP sind in diesem Szenario gut positioniert.

Aber Achtung: Wer zu stark auf die USA setzt, ist verwundbar. Was, wenn der US-Motor stottert?

Szenario 2: USA im Abschwung

Rutscht die US-Wirtschaft hingegen in eine Rezession ab, werden diese hohen US-Umsätze zur Belastung. BMW und Porsche könnten mit sinkenden Absatzzahlen konfrontiert werden. Besonders Unternehmen ohne lokale Produktionsstätten in den USA, die also auf Exporte angewiesen sind, sind gefährdet, da potenzielle US-Zölle ihre Produkte verteuern und weniger wettbewerbsfähig machen. Dies betrifft nicht nur Autohersteller, sondern auch andere Branchen wie Konsumgüter und Maschinenbau.

Der Trump-Faktor

Die US-Handelspolitik ist ein unberechenbarer Faktor. Zölle können ganze Branchen auf den Kopf stellen. Wer in US-lastige Aktien investiert, muss immer im Blick haben, was aus Washington kommt.

Was tun als Anleger?

Die ehrliche Antwort: Niemand weiß, wie es in den USA wirklich weitergeht. Wer keine klare Meinung dazu hat oder ein geringes Risikobewusstsein besitzt, sollte sich fragen, ob Aktien mit hohem US-Anteil wirklich ins Depot passen.

Sind Sie Optimist? Glauben Sie an einen starken US-Markt und sind bereit, Risiken einzugehen? Dann können die genannten Aktien eine Chance sein.

Sind Sie Pessimist? Sehen Sie dunkle Wolken am US-Konjunkturhimmel oder bevorzugen Sie mehr Sicherheit? Dann meiden Sie diese Titel lieber.

Alternative: Mehr Planungssicherheit suchen: Für Anleger, die eine höhere Planungssicherheit bevorzugen oder sich mit den Unsicherheiten der US-Entwicklung nicht auseinandersetzen möchten, gibt es auch andere attraktive Anlagemöglichkeiten. Es kann sinnvoll sein, sich auf Unternehmen zu konzentrieren, deren Geschäft weniger stark von einzelnen Regionen abhängt oder deren Geschäftsmodell stabiler und besser vorhersehbar ist.

Checkliste für Ihr Depot: Haben Sie bereits Aktien mit hohem US-Anteil? Passen sie zu Ihrer Markterwartung und Risikobereitschaft? Wenn nicht, ist es Zeit für einen Kurswechsel.

China: Goldgrube oder Minenfeld?

Auch China lockt mit einem riesigen Markt. Luxusgüter, Autos, Technologie – viele europäische Firmen sind hier dick im Geschäft. Aber China ist nicht ohne Risiko.

Szenario 1: China im Boom

Wächst China weiter rasant, klingeln bei vielen europäischen Unternehmen die Kassen. Die wachsende Mittelschicht will Luxus, Autos, Hightech – und europäische Firmen liefern. Luxusgüterhersteller wie Kering und Richemont profitieren ebenso wie Automobilkonzerne (Volkswagen, BMW) und Technologieunternehmen (Infineon, STMicroelectronics).

Aber Achtung: China ist ein politisch heißes Pflaster. Was heute gilt, kann morgen schon anders sein.

Szenario 2: China im Schlingern

Verliert die chinesische Wirtschaft an Schwung, leiden auch die europäischen Firmen. Wer zu stark von China abhängt, gerät in Schieflage. Dies betrifft insbesondere Unternehmen, die stark auf den chinesischen Konsum ausgerichtet sind.

Der Drache und die Regeln

Die chinesische Regierung greift immer wieder in den Markt ein. Neue Gesetze, unerwartete Kontrollen – ausländische Investoren brauchen starke Nerven.

Und dann ist da noch die Geopolitik: Ein Konflikt um Taiwan könnte alles verändern.

Was tun als Anleger?

Die ehrliche Antwort: China ist ein Rätsel. Wer die Politik und die Wirtschaft dort nicht durchschaut oder ein geringes Risikobewusstsein hat, sollte vorsichtig sein.

Sind Sie ein China-Kenner? Sehen Sie dort unaufhaltsames Wachstum und sind bereit, Risiken einzugehen? Dann können die genannten Aktien eine Wette auf die Zukunft sein.

Sind Sie ein China-Skeptiker? Fürchten Sie politische Risiken und wirtschaftliche Turbulenzen oder bevorzugen Sie mehr Sicherheit? Dann lassen Sie lieber die Finger davon.

Alternative: Fokus auf stabilere Anlagen: Anleger, die eine größere Planungssicherheit wünschen, sollten in Erwägung ziehen, Aktien mit starker China-Abhängigkeit zu meiden. Es gibt zahlreiche andere Unternehmen, die ein stabileres Wachstum oder eine geringere Abhängigkeit von geopolitischen Entwicklungen aufweisen. Diese bieten oft ein besser kalkulierbares Umfeld für Anlageentscheidungen.

Checkliste für Ihr Depot: Wie viel China steckt schon in Ihren Aktien? Passt das zu Ihrer Risikobereitschaft? Wenn nicht, sollten Sie Ihre Strategie überdenken.

Die Kunst der Balance

Wer klug investiert, setzt nicht alles auf eine Karte. Diversifikation ist das Zauberwort.

• USA und China kombinieren: Sie können Aktien aus beiden Listen mischen, um von beiden Märkten zu profitieren, aber das Risiko zu streuen.

• Branchenmix: Setzen Sie nicht nur auf Autos oder Luxusgüter. Streuen Sie Ihr Geld über verschiedene Branchen.

• Unternehmenscheck: Jede Firma hat ihre eigenen Stärken und Schwächen. Schauen Sie genau hin, bevor Sie investieren.

Das Fazit: Depot-Check statt Schnellschuss - Ihre Entscheidung zählt

Europäische Aktien mit USA- oder China-Fokus sind wie ein zweischneidiges Schwert. Sie können Ihr Depot beflügeln oder ihm schaden. Alles hängt davon ab, wie Sie die Zukunft sehen, wie viel Risiko Sie bereit sind zu tragen und wie wichtig Ihnen Planungssicherheit ist. Barclays liefert mit den beiden Aktienkörben eine wertvolle Hilfe: Anleger können ihr Portfolio gezielt durchforsten, ob Titel mit starkem US- oder China-Fokus enthalten sind.

• Ihre Hausaufgabe: Checken Sie Ihre bestehenden Aktien. Passen sie zu Ihrer Markterwartung und Risikobereitschaft? Die entscheidende Frage lautet: Welches Szenario halte ich für wahrscheinlich?

• Ihre Strategie: Seien Sie kein Mitläufer. Entwickeln Sie Ihre eigene Meinung und handeln Sie danach. Bedenken Sie auch die Alternative, sich auf Anlagen mit höherer Planungssicherheit zu konzentrieren.

• Ihre Belohnung: Wer klug navigiert, kann auch im größten Sturm erfolgreich sein.