Warum Kaufkraftverluste in nie dagewesenen Ausmaßen bei Zinsanlagen für Aktien als Investments sprechen

Zinsbasierte Geldanlagen sorgten im Vorjahr bedingt durch die hohen Teuerungsraten für Kaufkraftverluste von stolzen 324 Mrd. Euro. Und die meisten Anleger erwarten neben weiter steigenden Zinsen auch weiter steigende Preise. Ein Umfeld, das Sparer zur Suche nach Ertragschancen motiviert. Das bringt reale Assets wie Aktien ins Spiel. Der Börsenwerte Verlags-Blog berichtet.

Die Inflation ist zuletzt zwar den offiziellen Angaben zufolge gesunken. Doch die Anzahl der von Union Investment Befragten, die weiterhin mit steigenden Preisen rechnen, ist konstant geblieben: Beinahe acht von zehn (79%) erwarten dies, genauso viele wie im Vorquartal. Von einer konstanten Preisentwicklung gehen 13% aus, von fallenden Preisen 7%. Dabei orientieren sich die meisten bei ihrer Einschätzung hierzu vor allem an dem, was sie bei ihren regelmäßigen Einkäufen zum Beispiel an der Supermarktkasse zahlen (90%).

Mit Blick auf die Zinsentwicklung in den kommenden sechs Monaten, erwarten 71% der befragten Personen einen Anstieg (4. Quartal 2022: 79%). 17% rechnen mit konstanten Zinsen (4. Quartal 2022: 9%), 5% mit einem Rückgang (4. Quartal 2022: 7%), schreibt die deutsche Fondsgesellschaft in einer aktuellen Publikation.

Sparerinnen und Sparer auf der Suche nach Ertragschancen

Angesichts der aktuellen Lage machen sich 78% der Befragten Sorgen um ihr Erspartes (2. Quartal 2022: 80%). Mit Blick auf die Erwartungen und die Sorgen der Befragten ist es laut union Investment nur logisch, dass sie sich mit der eigene Geldanlage beschäftigen: Mehr als die Hälfte aller Befragten hat sich im letzten halben Jahr darüber informiert, ob es Geldanlagen mit höheren Ertragschancen gibt, die für sie in Frage kommen (55%). Dies ist der höchste Wert seit 2016, als diese Frage im Rahmen des Anlegerbarometers zum ersten Mal gestellt wurde.

Aufgrund der eigenen Einschätzung zur Preisentwicklung steigt der Anteil derjenigen, die ihre Geldanlage jetzt häufiger überprüft auf 26% (2. Quartal 2022: 19%). Die meisten stellen die eigene Geldanlage jedoch nicht öfter auf den Prüfstand als bisher (70%). Über die Hälfte (55%) möchte in puncto Geldanlage alles belassen, wie es ist. Ein Viertel (25%) wird Umschichtungen vornehmen, wohingegen 15% sich zunächst bei ihrer Bank beraten lassen möchten.

„Mit Blick auf die aktuelle Inflationsrate sollten Sparerinnen und Sparer auf jeden Fall ihre Geldanlagen unter die Lupe nehmen, denn der Kaufkraftverlust aufgrund des negativen Realzinses sind enorm“, rät Kerstin Knoefel, Leiterin des Segments Privatkunden bei Union Investment.

Zinsbasierte Geldanlagen sorgen für Kaufkraftverlust von 324 Mrd. Euro

Auswertungen von Bundesbankdaten durch Prof. Dr. Oscar Stolper, Finanzprofessor an der Philipps-Universität in Marburg, zeigen hohe Einbußen. Demnach ist einerseits das Gesamtfinanzvermögen zum ersten Mal seit 2008 auf 7.254 Mrd. Euro  geschrumpft (-364 Mrd. Euro y-o-y).

Andererseits blieb das Zinssparen auch in 2022 weiterhin beliebt: Sowohl die Bargeldbestände (plus 45 Mrd. Euro) als auch Sichteinlagen (plus 48 Mrd. Euro) und Spareinlagen (plus 17 Mrd. Euro) sind stark gestiegen. Bemerkenswert dabei ist, dass 94% der Sparleistung auf den Zuwachs in Bankeinlagen und Bargeld, nicht auf Verzinsung zurückgeht.

Die Realverzinsung von Sichteinlagen sowie Termin- und Spareinlagen lag im Jahresmittel wertgewichtet bei minus 7,12%. Der kollektive Kaufkraftverlust aus Zinsprodukten (einschließlich kapitalbildender Versicherungsprodukte) verdreifachte sich daher im Vergleich zu 2021 auf 324 Mrd. Euro (2021: 106 Mrd. Euro).

Aktien sind oft eine inflationsstabile Geldanlage

Dazu eine ergänzende Anmerkung vom Börsenwerte Verlags-Blog: Um der Inflation entgegenzuwirken, sollten sich Anleger, die das bisher noch nicht oder nur in einem geringe Umfang getan haben, verstärkt mit Sachwerten beschäftigen. Statt Sparbuch bzw. Tages- oder Festgeldkonto solten beispielsweise auch Aktien ein Baustein der Vermögensanlage sein. Denn reale Assets wie Aktien haben, wie die Vergangenheit bereits bewiesen hat, eine reelle Chance, für einen Inflationsausgleich zu sorgen.

American Express wiederum erklärt dazu, dass Aktien nicht nur inflationsresistent, sondern geradezu inflationsrenitent sind. Angenommen, die Preise für Rohstoffe steigen, gibt sie die verarbeitende Aktiengesellschaft einfach an den nächsten Abnehmer in der Produktionskette weiter. Am Ende zahlt der:die Verbraucher:in die Rechnung - die Inflation in deinem Portemonnaie. Der Wert des Unternehmens und damit der Aktienkurs bleiben mittelfristig unverändert.

Und wie es von Seiten des US-Zahlungsdienstleisters weiter heißt, haben viele Anleger:innen, besonders Einsteiger:innen, Angst davor, in Aktien zu investieren. Sie gehen davon aus, dass die Börse ein Glücksspiel sei und nur die „Großen” zulasten der Kleinanleger gewinnen. Laut American Express sind aber Einlagen und Anleihen die wahren Vermögensvernichter. 

Warum Aktien als Geldanlage langfristig unverzichtbar sind, erklärt American Express in der zitierten Publikation mit Hilfe von Daten, die das US-Analysehaus Ibbotson, heute Bestandteil der Morningstar-Gruppe, errechnet hat. Denn ein US-Dollar im Jahr 1926 in kleine oder mittelgroße Aktiengesellschaften angelegt, entwickelte sich demnach trotz Weltkrieg, Ölkrise und anderen Debakel und Katastrophen zu 32.645 US-Dollar im Jahr 2018. American Express bringt das zu dem folgenden Schluss: „Wenn du eine inflationssichere Geldanlage suchst, kommst du an Aktien nicht vorbei.“ Ein Fazit, dem aus der Sicht des Börsenwerte Verlags-Blogs nichts hinzuzufügen ist und zu dem auch der untenstehende Verlauf des S&P 500 Index von 1960 bis heute passt.