STOXX Europe 600 Index & Co. auf Rekordkurs – Warum europäische Aktien bis 2030 sogar mehr Gewinne als US-Aktien abwerfen könnten

Trotz nur gemischter Konjunkturdaten eilen die europäischen Aktienmärkte von einem Rekord zum nächsten. Ein renommiertes Research-Institut prognostiziert sogar, dass europäische Aktien in den nächsten Jahren die große Überraschung sein könnten und selbst die USA abhängen. Der Börsenwerte-Verlags-Blog berichtet und verrät, welches Land für Anleger als besonders lukrativ gilt.

Die europäischen Konjunkturnachrichten lesen sich nach wie vor nicht unbedingt gut. So hat sich das Wirtschaftsvertrauen im Euroraum zuletzt sogar wieder leicht verschlechtert. Darauf weist das Economic Sentiment der Europäischen Kommission hin. Mit 95,4 Punkten lag es im Februar 0,7 Punkte tiefer als im Vormonat. Das Economic Sentiment gibt damit laut Deka Bank weiterhin ein Signal für eine schwache wirtschaftliche Entwicklung. Für das erste Quartal 2024 deutet sich demnach im Euroraum eine Bewegung der Konjunkturdynamik um die Nulllinie an.

Euroraum: Economic Sentiment (in Indexpunkten) – Ländervergleich

Quellen: EU-Kommission, DekaBank

Doch den Aktienmarkt ficht das offenbar überhaupt nicht an. Der STOXX Europe 600 Performance-Index befindet sich jedenfalls unbeirrt davon auf einer anhaltenden Rekordjagd. Genau genommen hat sich auch ganz langfristig betrachtet ein sehr überzeugendes Chartbild entwickelt, obwohl die Nachrichtenlage zu Europa auch früher schon oft nicht gerade überquellte mit positiven Meldungen.

BCA Research kann sich sogar noch bessere Zeiten vorstellen. Eine unlängst veröffentlichte Publikation hat das unabhängige Investment-Research-Institut jedenfalls mit diesem Titel versehen: „Europäische Aktien sind die wahrscheinlichen Gewinner der 2020er Jahre.“ Laut dem Dienst Counterpoint von BCA Research könnten europäische Aktien in den 2020er Jahren im Regionenvergleich mit den USA und China sogar die großen Gewinner sein.

In den Ausführungen zu den Hintergründen für diese Schlussfolgerung verweisen die Studienautoren zunächst darauf, dass es an den Börsen erfahrungsgemäß jedes Jahrzehnt einen großen Verlierer und einen großen Gewinner gibt.

Anknüpfend an diese Erkenntnis sind die Strategn der Frage nachgegangen, welcher Aktienmarkt in den verbleibenden zwei Dritteln der 2020er Jahre der Gewinner sein könnte? Die konträre Antwort des Teams darauf lautet: Europa - denn die verbleibenden zwei Drittel der 2020er Jahre werden durch das Ende der beiden Liebesaffären mit der US-Tech-Branche und dem chinesischen Immobilienmarkt geprägt sein, so die Annahme.

Fehlende Blasengefahr in Europa ein wichtiger Pluspunkt

Es ist dabei laut den Autoren klar, dass der Ausgangspunkt wichtig ist. Der chinesische Markt hat sich seit 2020 bereits um -65 Prozent schlechter entwickelt als die USA, so dass ein Großteil des "verlorenen Jahrzehnts" Chinas bereits eingepreist ist. Aber auch Europa hat sich in Sachen Performance schlechter geschlagen als die USA, und genau hierin liegen gemäß BCA Research die längerfristigen Chancen. Denn wie es dazu ergänzend und erläuternd heißt, gibt es anders als in den USA und in China in Europa derzeit keine Blase.

Die Experten räumen ein, dass eine sich offensichtlich stellende Frage ist, ob der europäische Markt einen Kollateralschaden erleiden wird, wenn die Liebesaffären der Anleger mit den US-Technologieaktien endet oder der stark angeschlagene chinesische Immobilienmarkt weiterhin Probleme bereitet? Nicht viel, lautet darauf die Antwort von BCA Research. Vermutlich dürfte nur der Anbieter von Lithographiesystemen für die Halbleiterindustrie ASML von einem Rückschlag in der US-Tech-Branche betroffen sein, so das Urteil.

Und wenngleich die Sektoren Grundstoffe und Industriewerte von einem sich abschwächenden China negativ betroffen wären, liege die Stärke Europas in seinem hohen Engagement in den Bereichen Gesundheitswesen, Basiskonsumgüter und zyklische Konsumgüter, die fast die Hälfte des Marktwertes ausmachen.

Innerhalb Europa setze BCA insbesondere auf Frankreich

Eine andere Frage lautet aus der Sicht von BCA Research, ob die Luxusgüter, die den europäischen zyklischen Konsum dominieren, durch eine Verlangsamung in China gefährdet sind? Ja, aber nicht wesentlich, da die Anpassung in China schrittweise erfolgen wird, lautet die Antwort von Seiten des Reseauchhauses hierzu. Außerdem hätten die chinesischen Haushalte erkannt, dass der Kauf einer Birkin-Tasche des Luxusprodukteanbieters Hermès langfristig ein besserer Wertaufbewahrer ist als eine chinesische Wohnung!

Langfristig orientierte Anleger sollten sich vor diesem Hintergrund voll und ganz in europäischen Aktien engagieren, und innerhalb der europäischen Aktien ganz und gar in Frankreich. Zur Untermauerung der fundamentalen Argumente hat die jüngste Underperformance Frankreichs gegenüber den USA eine zusammengebrochene 260-Tage-Komplexität erreicht, die zuverlässig frühere Wendepunkte signalisiert hat, einschließlich struktureller Kaufsignale in den Jahren 2014 und 2020, konstatiert BCA Research.

Die Entwichlung der 260-Tage-Komplexität zwischen Frankreich und den USA

Quelle: BCA Research

Wir sind gespannt, was aus dieser Prognose wird Wobei unsere Anlagestrategie weniger darum kreist, welche Anlageregion am besten abschneidet, sondern mehr darum, was die jeweils vorherrschenden Kurstrends sagen. In dieser Hinsicht können derzeit sowohl Europa als auch die USA mit intakten langfristigen Aufwärtstrend aufwarten und solange es dabei bleibt, bleiben wir konstruktiv gestimmt. Wobei es aber interessanterweise so ist, dass im internationalen Bereich etliche unsere Mitfavoriten auf Ebene der Einzelwerte auch Frankreich kommen.