Stablecoins: Die stabile (?) Brücke zwischen Krypto und klassischem Geld

Wer sich mit Kryptowährungen beschäftigt, denkt meist an Bitcoin oder Ethereum - und an deren teils extreme Kursschwankungen. Genau hier setzen Stablecoins an: digitale Token, die wie ein „ruhiger Hafen“ im Krypto-Universum funktionieren. Doch wie genau schaffen es Stablecoins, Wertstabilität zu bieten, und welche Chancen und Risiken sollten Anleger kennen?

Was sind Stablecoins überhaupt?

Stablecoins sind Kryptowährungen, deren Wert an einen stabilen Referenzwert gebunden ist - meist an den US‑Dollar oder den Euro. Ein Coin entspricht also in der Regel einem Dollar. So wird ein Zahlungsmittel geschaffen, das auf Blockchain-Netzwerken funktioniert, ohne dass Anleger ständig Kursschwankungen fürchten müssen. Man kann sie sich wie digitale Geldmarktfonds vorstellen: Sie sind Hüllen für hinterlegte Vermögenswerte, die Stabilität garantieren sollen.

Wie funktioniert die Wertbindung?

Es gibt drei Haupttypen von Stablecoins, die auf unterschiedliche Mechanismen setzen: 

  1.  Fiat‑gedeckte Stablecoins: Hinter jedem Token liegt ein realer Dollar oder Euro, hinterlegt auf Bankkonten oder in Staatsanleihen. Beispiele sind Tether (USDT) oder USD Coin (USDC). Hier sorgt Vertrauen in die hinterlegten Reserven für Stabilität. Wenn der Marktpreis abweicht, gleichen Arbitragehändler die Differenz aus. 
     
  2. Krypto‑gedeckte Stablecoins: Hier werden andere Kryptowährungen als Sicherheit hinterlegt - meist überbesichert, da sie selbst stark im Wert schwanken können. Der bekannteste Vertreter ist DAI. Smart Contracts (Regelwerke aus Code, die auf der Blockchain hinterlegt sind) verwalten automatisch die Sicherheiten. Das System ist dezentral, aber komplexer und anfälliger für technische Fehler. 
     
  3. Algorithmische Stablecoins: Sie versuchen, Stabilität allein über Algorithmen zu erreichen. Angebot und Nachfrage werden über einen zweiten Token gesteuert. Ein prominentes Beispiel ist TerraUSD (UST), dessen spektakulärer Zusammenbruch 2022 zeigte, wie riskant dieses Modell sein kann.

Warum sind Stablecoins wichtig?

Sie schlagen eine Brücke zwischen der Krypto- und der klassischen Finanzwelt. Trader können schnell zwischen volatilen Kryptoassets und einem stabilen Wert wechseln, ohne Geld zurück auf ein Bankkonto transferieren zu müssen. Auch für internationale Zahlungen bieten Stablecoins Vorteile: Überweisungen können rund um die Uhr in Sekunden erfolgen, oft mit geringeren Gebühren als bei Banken.

Chancen und Risiken für Anleger

  • Chancen:
    • Wertstabilität in einem volatilen Markt
    • Schnelle Transaktionen, global nutzbar
    • Interessant für Arbitrage und als Zwischenlager bei Investments
  • Risiken:
    • Vertrauen in zentrale Emittenten (wie bei USDT) ist entscheidend
    • Transparenz über Reserven oft unvollständig
    • Algorithmische Modelle können scheitern, wenn das Marktvertrauen wegbricht

Stablecoins sind kein reines Kryptothema, sondern ein Baustein für die Finanzwelt von morgen. Sie kombinieren die Technologie der Blockchain mit der Stabilität klassischer Währungen – und eröffnen damit neue Möglichkeiten für Handel, Zahlungsverkehr und Investmentstrategien. Die jüngste Regulierung von Stablecoins durch den Genius Act unter Donald Trump in den USA sowie die MiCA Regulierung der EU, die Ende des vergangenen Jahres in Kraft trat, lassen darauf schließen, dass Stablecoins gekommen sind, um zu bleiben. 

Für Anleger, die bislang vor Kryptowährungen zurückschrecken, können Stablecoins ein guter Einstieg sein: Sie bieten die Vorteile der Blockchain (wie etwa günstige und schnelle internationale Transaktione), ohne gleich in die Kursschwankungen von Bitcoin & Co. einzutauchen. Doch wie immer gilt: Verstehen Sie die Mechanismen und prüfen Sie die Seriosität des Emittenten, bevor Sie Erspartes in Stablecoins parken.

Daniel Wegscheider