Gold auf Rekordjagd: Diese drei Gründe könnten den Preis bis Jahresende auf 2.300 Dollar treiben

Wie Aktien oder Bitcoin stellt auch Gold in diesem Jahr fleißig neue Rekorde auf. In einer aktuellen Studie erklärt die DZ Bank, welche drei Gründe das gelbe Edelmetall antreiben. Zudem erläutert das deutsche Kreditinstitut, welche drei Faktoren den Goldpreis bis Ende 2023 noch weiter steigen lassen könnten. 

Schon zum Ende des Vorjahres hatte der Goldpreis eine neue Bestmarke aufgestellt. Die ersten zwei Monate dieses Jahres waren geprägt von einer Seitwärtsbewegung auf hohem Niveau. Ein nachlassender Inflationsdruck in den USA und Europa, der den Beginn des Leitzinssenkungszyklus näher rücken lässt, verlieh dem gelben Edelmetall in den vergangenen Monaten laut DZ Bank tendenziell Rückenwind.

Aktuell preisen US-Geldmarktteilnehmer eine erste Leitzinssenkung der Fed für Juni mehrheitlich ein, so das zuvor zitierte deutsche Kredinstitut in einer Studie vom 15. März. Anfang März erreichte der Goldpreis gleich vier Tage in Folge neue Höchststände. Die jüngste Bestmarke vom 8. März lag im Handelsverlauf bei rund 2.195 Dollar je Feinunze. 

Goldpreis: Nachfrageseite gibt den Ton an

Auf die Frage, was die Goldnachfrage antreibt, führt die DZ Bank gleich die folgenden fünf Gründe an:

1. Zinsen: Der Goldpreis hat eine negative Korrelation zu den Marktzinsen. Höhere Renditen an den Kapitalmärkten verringern die Attraktivität des unverzinsten Goldes.

2. US-Dollar: Da der Goldhandel vorwiegend in US-Dollar stattfindet, steht der Goldpreis in engem Zusammenhang zur Weltleitwährung. Eine Aufwertung des US-Dollar gegenüber anderen Währungen belastet tendenziell den Goldpreis – und umgekehrt.

3. Verunsicherung: Gold besitzt einen Status als „Safe Haven“ am Kapitalmarkt und in der öffentlichen Wahrnehmung. Bei erhöhter Unsicherheit an den Märkten oder bei erhöhtem (geo-)politischen Risiko steigt generell die Nachfrage nach Gold und damit der Preis.

4. Inflation: Gold in den Augen vieler Menschen als Schutz vor Geldentwertung.

5. Politische Motive: Zum Beispiel Zentralbanknachfrage, um unabhängig(er) von US-Dollar und Euro zu werden.

Was die Nachfrage angeht, teilt sich die Goldnachfrage in vier Hauptsegmente auf: 1. Schmuck, 2. Industrie und Technik ➢ Elektronik ➢ Medizintechnik ➢ Raumfahrt ➢ Telekommunikation; 3. Investment ➢ Münzen und Barren ➢ ETFs & Co. 4. Zentralbanken ➢ Währungsstabilität und Autonomie ➢ Diversifikation.

Schmuck ist dabei traditionell am wichtigsten, in den vergangenen Jahren hat das Gewicht der Notenbanken als Investoren aber zugenommen. So stützen Schwellenländer ihre Zentralbankreserven vermehrt auf Gold und insbesondere die BRICS-Staaten kauften in den vergangenen Jahren massiv Gold auf.

Quellen: World Gold Council, DZ BANK

Aktuelle Trends: Geld- und Geopolitik im Fokus der Anleger

Zu den aktuellen Entwicklungen heißt es von Seiten der DZ Bank, dass die Goldnachfrage nach dem coronabedingten Einbruch im Jahr 2020 wieder deutlich an Fahrt aufgenommen hat. Im Jahr 2022 lag die Gesamtnachfrage nach Gold demnach bei rund 4.700 Tonnen – ein Zuwachs von 17% gegenüber dem Vorjahr. Im Jahr 2023 erreichte die Gesamtnachfrage nach Gold sogar ein Allzeithoch – bei etwa 4.900 Tonnen. Die Gesamtnachfrage lag per Ende des vierten Quartals 2023 8% über dem Fünfjahresdurchschnitt.

Die Zentralbanken hielten das hohe Ankauftempo des Jahres 2022 bei. Die jährlichen Nettokäufe von 1.037 Tonnen erreichten annähernd den Rekord von 2022. Dies spiegelt eine höhere Nachfrage nach einem Stabilitätsmechanismus in Zeiten von hoher geopolitischer Unsicherheit und einer abkühlenden Weltwirtschaft wider. Reserveumschichtungen weg vom US-Dollar, etwa bei der chinesischen Zentralbank, könnten ebenfalls eine Rolle spielen.

Auch die private Nachfrage nach Goldbarren und -münzen blieb 2023 hoch, deutlich über dem Fünfjahresdurchschnitt. Diese Goldprodukte verkörpern den Status als sicherer Hafen am stärksten, da hier Gold in physischer Form gehalten wird. Hingegen verzeichneten Gold-ETFs zum dritten Jahr in Folge Nettoabflüsse. Bei der Schmucknachfrage macht sich die (leichte) wirtschaftliche Erholung Chinas bemerkbar – der private Goldkonsum bleibt im Reich der Mitte weltweit am höchsten, so die DZ Bank.

Prognose: Aufwärtspotenzial bis 2.300 USD auf Jahressicht

Aus der Sicht der Analysten bei den zitierten deutschen Kreditinstitut gibt es im aktuellen Umfeld vor allem drei Hauptreiber des Goldpreises, wobei wie es heißt diesbezüglich momentan auch keine Änderung in Sicht ist.

(Geo-)politische Unsicherheiten: Die anhaltenden geopolitischen Konflikte wie der Ukraine-Krieg, der Nahost-Konflikt, die Spannungen zwischen China und den USA und die damit verbundenen Unsicherheiten erhöhen die Nachfrage nach Gold als sicherem Hafen.

Starke Nachfrage der Zentralbanken, insbesondere aus China: Der Trend zur „Entdollarisierung“ einiger Länder, insbesondere der BRICS-Staaten, dient derzeit als strukturelle Stütze für den Goldpreis.

Leitzinssenkungserwartungen der Marktteilnehmer: Im Juni dürfte die Fed den Leitzinssenkungszyklus einleiten. Historisch betrachtet führen fallende Anleiherenditen tendenziell zu einem Anstieg des Goldpreises. Von der Regel gibt es allerdings auch Ausnahmen. In den zurückliegenden Monaten beispielsweise scheint sich der Goldpreis vom Rentenmarkt etwas entkoppelt zu haben.

Auf absehbare Zeit dürfte sich an diesen drei Faktoren wenig ändern – der Goldpreis sollte daher kurzfristig auf einem hohen Niveau bleiben, so das Urteil. Auf Sicht von drei bis sechs Monaten dürfte sich der Preis in Richtung 2.200 Dollar bewegen. Langfristig, bei niedrigeren Renditeniveaus, sieht die DZ Bank Notierungen um 2.300 Dollar je Feinunze.