Es ist zu früh, dem Aktienmarkt schon den Rücken zu kehren!

Aber Risikokontrolle wird wichtiger!

Donald Trump will tatsächlich sein Wahlkampfgerede wahr machen und eine Mauer an der Grenze zu Mexiko bauen lassen. Noch schlimmer: Der neue US-Präsident will offenbar sogar quasi die ganzen USA abschotten: Zölle sollen bewirken, dass die heimische Wirtschaft vor ausländischen Konkurrenzprodukten geschützt wird. Doch das Motto „America first“ könnte nach hinten losgehen. Die Globalisierung hat entscheidend dazu beigetragen, den Wohlstand in der Welt zu mehren.
Protektionismus hingegen steht bisher nicht in dem Ruf, Positives für die Bevölkerung zu bewirken. Um dies zu erkennen, reicht eigentlich ein Blick auf die Geschichte der USA. Mit Protektionismus versuchten US-Politiker um 1930 eine Rezession zu bewältigen. Das Ende ist bekannt: Die eingeführten Zölle für diverse importierte Waren löste schließlich – wenig überraschend – Handelskriege aus. Die Folge war eine dramatische Weltwirtschaftskrise.
Doch die Börse hat sich zunächst einmal zu einer anderen Sichtweise durchgerungen und begrüßt die Trump-Wahl zum Präsidenten mit stark steigenden Aktienkursen, die in den USA auf neue Rekordmarken vorgerückt sind. Die Börsianer hoffen offenbar darauf, dass angekündigte Maßnahmen wie ein gewaltiges Infrastrukturprogramm, Steuersenkungen und Deregulierungen die US-Wirtschaft wieder richtig in Schwung bringen werden.
Ob die Trump-Politik tatsächlich zum dauerhaften Erfolg wird, ist zweifelhaft. Die USA sind hoch verschuldet und es gibt in der Industrie tiefliegende strukturelle Probleme. Da braucht es mehr als einige Ankündigungen eines wirtschaftspolitisch unerfahrenen Immobilien-Milliardärs, um die Probleme zu lösen. Der derzeit um sich greifende Optimismus der US-Anleger könnte somit wieder verfliegen. Dies sind keine günstigen Perspektiven für einen Aktienmarkt, der derzeit so hoch bewertet ist wie zuvor nur in den Jahren 2000 und 2007.
Sie wissen was nach den Jahren 2000 und 2007 mit den Börsenkursen geschehen ist! Es gab jeweils drastische Kurskorrekturen. Dies bedeutet nicht, dass die Aktienkurse nicht noch sehr deutlich weiter nach oben steigen können. Gerade die Endphase einer langjährigen Hausse ist häufig besonders lukrativ. Es ist somit noch zu früh, dem Aktienmarkt den Rücken zu kehren. Doch die Risiken nehmen zu. Es bedeutet somit, dass neben Gewinnmaximierung der Blick in Richtung Risikokontrolle immer wichtiger wird. Je höher die Aktienbewertungen steigen und je unvernünftiger die Politiker sind, desto aufmerksamer und vorsichtiger sollten Aktionäre werden.

Freundliche Börsentage wünscht Ihnen
Matthias Rieger

Chefanalyst