Diese vernünftig bewerteten Qualitätsaktien bieten Schutz bei volkswirtschaftlicher Schwäche

Die gestiegenen Zinsen tragen zu einem derzeit herausfordernden konjunkturellen Umfeld bei. Aus der Sicht vieler professioneller Marktteilnehmer gehen damit erhöhte Kursrisiken einher. Wer sich dagegen absichern will, dem rät die Berenberg Bank zu ausgewählten Qualitätsaktien, die zu angemessenen Preisen zu haben sind. Der Blog des Börsenwerte Verlags berichtet und nennt die Favoriten aus Europa, die im Idealfall Abwärtsschutz bieten bei makroökonomischer Schwäche und gleichzeitig auch Chancen bei einer wieder aufgehellten Ausgangslage bergen.

Globale Aktien haben seit September/Oktober 2022 eine starke Rallye erlebt. Die Aufwärtsbewegung begann laut Berenberg Bank mit Unterstützung durch günstige Bewertungen an den Aktienmärkten und mit technischen Indikatoren, die Kaufsignale signalisierten. Als positive Kursstützen erwiesen sich auch ein 1) stark positives Makro-Delta, 2) robuste Unternehmensgewinne und 3) ein positives US-Dollar-Liquiditätsumfeld.

Es ist jedoch nach Einschätzung der Analysten bei der zitierten traditionsreichen deutschen Privatbank schwierig, von diesen Dynamiken in den kommenden drei bis sechs Monaten weigterhin Unterstützung zu erwarten, und zudem seien sowohl die Bewertungen als auch die technischen Indikatoren nicht mehr so unterstützend wie noch im September/Oktober 2022. Diese Bestandsaufnahme berge die Gefahr, dass der Rallye die Luft ausgeht und vor diesem Hintergrund rät man anlagetechnisch ganz allgemein dazu, in Kursstärke hinein zu verkaufen und bei Kursschwäche zu kaufen.

Warnsignale und aufkommende Gegenwinde mahnen zur Vorsicht

Denn bei fehlender Hilfe von Seiten der Bewertung oder den technischen Indikatoren sind die Aktienmärkte auf Rückenwind von anderswo angewiesen. Doch gemäß dem Urteil der Berenberg Bank drohen aus verschiedenen Richtungen in den kommenden Monaten eher Gegenwind.

So lehre die Geschichte, dass es bei einer wie im aktuellen Fall bestehenden Inversion der US-Renditestrukturkurve (gemessen an den US-Zinspapieren mit 3-Monats- und 10-Jahres-Laufzeit) die Aktienkurse vor Beginn einer Rezession um rund 15% zulegten, bevor sie dann einen Rückgang von im Schnitt über 30% erleiden. Und der S&P 500 sei bereits um 14% gestiegen (Stand vom 27. Juni), seit sich die US-Renditekurve auf der genannten Basis am 27. Oktober 2022 invertiert habe.

Die S&P 500-Index-Performance vom Beginn einer Inversion der Zinsstrukturkurve bis zum Hoch am Aktienmarkt, vom Hoch bis zum nachfolgenden Tief sowie insgesamt von der Inversion bis zum Tief

Quellen: Berenberg research, Eikon

Auch der MxM-Score (Multiple und Marge) gebe Signale, das Aktienengagement zu verringern.  Dieser Score kombiniert das KGV basierend auf den Gewinnschätzungen der nächsten zwölf Monaten mit den Gewinnmargen. Darüber hinaus lasse die positive makroökonomische Dynamik in Europa und China deutlich nach, die US-Dollar-Liquiditätsunterstützung gerate ins Stocken und das dürfte sich wahrscheinlich nicht so schnell umkehren. Zudem haben sich die Zinserwartungen in den vergangenen drei Monaten weltweit deutlich verschärft und es gibt Gegenwind bei der Kreditvergabe sowie bei Gewerbeimmobilien, wobei auch die politischen/geopolitischen Risiken einer genauen Beobachtung bedürfen, so die Berenberg Bank.

Die Favoritenliste umfasst 23 europäische Aktien

Laut der deutschen Privatbank gibt es einige aktive Anlagestrategien, mit denen man sich als Anleger vor dem skizzierten Szenario schützen kann. Dazu gehört auch der Ratschlag, in Qualitätsaktien zu investieren, die zu angemessenenen Preisen gehandelt werden. Wobei die Analysten in diesem Zusammenhang zu bedenken geben, dass US-Technologietitel im Vergleich zum Gesundheitswesen sowie zu Nahrungsmitteln und Getränken auf KGV-Prämienniveaus gehandelt werden, das in den vergangenen 30 Jahren tendenziell dazu geführt hat, dass das Engagement weg vom Technologiesektor und hin zu diesen defensiven Sektoren verlagerte.

Vor diesem Hintergrund hat sich die Berenberg Bank auf die Suche nach Qualitätsaktien mit angemessenen Bewertungen gemacht. Als Auswahlkriterien setzte man dabei auf günstige KGVs und freier Cashflow-Renditebasis gemessen an den Schätzungen für die nächsten zölf Monate, auf attraktive überschüssige freie Cashflow -Renditen und eine solide Nettoverschuldung/EBITDA-Kennzahl.

Die Analysten versprechen sich von Aktien, die aus einem Test basierend auf dieser Kriterien-Kombination als Sieger hervorgehen, einen gewissen Schutz vor potenziellen makroökonomischen Schwächen. Zudem billigt man diesen Titeln auch die Chance auf eine Neubewertung zu, sollten die Makro- und Marktrisiken nachlassen. Der nachfolgenden Tabelle sind die so für Europa ermittelten 23 Aktien-Favoriten zu entnehmen.

Europäische Large-Cap-Unternehmen mit niedrigen 12-Monats-KGVs, anständigen 12-Monats-Freier Cashflow-Renditen, robusten überschüssigen Freien Cashflow-Renditen und soliden Nettoverschuldung/EBITDA-Verhältnissen