Wie Aktienrückkäufe Europas Börsen antreiben – und welche Aktienrückkäufer jetzt Chancen bieten

Aktienrückkäufe sind auch in Europa zu einem wichtigen Renditefaktor für Anleger geworden. Eine aktuelle Studie von Barclays zeigt, welchen Anteil sie derzeit an der Gesamtrendite ausmachen. Zudem verraten wir, welche Unternehmen gerade mit großen Kaufprogrammen aktiv sind und welche Rückkäufer Barclays favorisiert. Übrigens: Auch einige unserer Kaufempfehlungen zählen dazu.

Aktienrückkäufe sind in Europa längst ein fester Bestandteil der Kapitalpolitik vieler Unternehmen. Barclays hebt in einer aktuellen Studie hervor, dass die Zahl der im Umlauf befindlichen Aktien im MSCI Europe inzwischen so niedrig ist wie seit zehn Jahren nicht mehr. 

Die Anzahl der MSCI Europe-Aktien nimmt weiterhin rapide ab

Grafik: Die Anzahl der MSCI Europe Aktien nimmt weiterhin rapide ab
Quellen: LSEG Data & Analytics, Barclays Research

Im bisherigen Jahresverlauf haben Rückkäufe allein 1,3% Rendite für den STOXX 600 beigesteuert – rund 40% der gesamten Aktionärsrendite (Summe aus Dividendenzahlungen und Aktienrückkäufen) – oder anders ausgedrückt: Rückkäufe machten rund 40% aller Kapitalrückflüsse an die Aktionäre aus. Rückkäufe sind damit längst nicht mehr nur eine Ergänzung zur Dividende, sondern ein wesentlicher Bestandteil der Gesamtrendite für Anleger.

Die Rückkaufrendite bleibt ein wichtiger Bestandteil der Gesamtrendite von Aktien in Europa

Grafik: Rückkaufrendite
Quellen: Bloomberg, Barclays Research

Ihre Bedeutung ergibt sich aus mehreren Faktoren. Rückkäufe reduzieren die Zahl ausstehender Aktien und können so den Gewinn je Aktie erhöhen. Gleichzeitig wirken sie wie eine indirekte Ausschüttung an die Aktionäre und schaffen damit zusätzliche Kapitaleinkünfte. 

Barclays zeigt in der Analyse, dass Aktien von Unternehmen mit laufenden Rückkaufprogrammen den Markt zuletzt regelmäßig übertroffen haben. Der eigens aufgelegte europäische Aktienrückkaufkorb der britischen Bank, in dem besonders aktive Rückkäufer gebündelt sind, hat den STOXX 600 seit Juni klar geschlagen und dabei geringere Rückschläge verzeichnet.

Die Zusammensetzung des europäischen Aktienrückkaufkorbs von Barclays im Überblick

Grafik: Die Zusammensetzung des europäischen Aktienrückkaufkorbs von Barclays im Überblick
Quellen: Bloomberg, Barclays Research

Barclays bezeichnet die Positionierung der Anleger bei diesem Aktienkorb als „konstruktiv“, was nach Einschätzung des britischen Kreditinstituts auf weiteres Aufwärtspotenzial hindeutet. Nach der jüngsten Neugewichtung weist der Aktienkorb nun ein größeres Engagement in den Bereichen Finanzen, Energie und Versorger auf, während das Gewicht in den Bereichen Industrie, Konsumgüter und Technologie reduziert wurde.

Besonders hervorhebenswert: Unter jenen Aktienrückkäufern, die es in den Aktienrückkaufskorb von Barclays geschafft haben, sind auch einige unserer Verlags-Empfehlungen zu finden. Konkret zählen dazu Repsol (Money Mail), British American Tobacco (Money Mail), Enel (Money Mail), Aegon (Austria Börsenbrief), Plus500 (Der Internationale), Commerzbank (Money Mail) und HSBC (Austria Börsenbrief). 

In all diesen Fällen waren neben den Dividenden auch die geplanten Kapitalrückzahlungen durch Rückkäufe ein Grund, weshalb wir diese Titel ehemals als interessant eingestuft haben und auch aktuell noch an ihnen festhalten.

Viele für 2025 geplante Rückkaufprogramme sind noch nicht umgesetzt

Ein weiterer zentraler Befund der Studie: Nahezu die Hälfte der Rückkaufprogramme, die 2025 abgeschlossen sein sollen, ist bislang noch nicht umgesetzt. Für Anleger bedeutet das, dass in den kommenden Monaten noch erhebliche Volumina in den Markt fließen können. 

Unter den größten noch ausstehenden Rückkäufen gemessen an der Marktkapitalisierung finden sich British American Tobacco, London Stock Exchange, Royal Unibrew, InterContinental Hotels, Balfour Beatty, Constellium, Freenet, Signify, Lloyds Banking Group und Next.

Europäische Unternehmen mit der höchsten Marktkapitalisierung bei Rückkäufen, die in den nächsten vier Monaten durchgeführt werden sollen

Grafik: Europäische Unternehmen mit der höchsten Marktkapitalisierung bei Rückkäufen
Quellen: Bloomberg, Barclays Research; Erläuterungen: Vor dem Enddatum auszuführender Rückkaufbetrag 1) %MCap: Verbleibender Rückkaufbetrag geteilt durch die Marktkapitalisierung, 2) %BB-Programm: Verbleibender Rückkaufbetrag geteilt durch den angekündigten Gesamtrückkaufbetrag.

Barclays betont außerdem, dass die Rückkaufaktivität nicht auf einzelne Branchen beschränkt ist. Energie- und Finanzwerte sind zwar besonders stark vertreten, doch auch Konsum- und Technologiewerte nutzen Rückkäufe, um Kapital an die Aktionäre zurückzuführen. Auf Länderebene hat in Frankreich eine 8%-Steuer auf Rückkäufe zu einer geringeren Zahl von Programmen geführt – im gesamteuropäischen Bild bleibt dies jedoch ein Randaspekt.

Für unsere Leser interessant: Auch aus der Gruppe der Unternehmen mit den größten Rückkäufen bis Jahresende zählen mit Freenet (Money Mail - MM) und British American Tobacco (MM) zwei zu unseren weiterhin bestehenden Kaufempfehlungen.

Fazit: Die Analyse macht deutlich, dass Rückkäufe in Europa eine tragende Rolle spielen und weiterhin breite Anwendung finden. Für Anleger, die bei Aktieninvestments auf Kapitaleinkünfte setzen, sind sie deshalb ein Anlagekriterium, das neben Dividenden ebenfalls beachtenswert ist.