4 Tipps zum Umgang mit schwierigen Marktphasen

Das Börsenjahr 2022 gestaltet sich weiterhin als ausgesprochen schwierig. Wirklich überraschend ist das angesichts eines extrem herausfordernden Umfeldes aber nicht. Und passend dazu haben wir im Laufe des Jahres auch immer wieder empfohlen, sich bei der Geldanlage in Aktien bedeckter zu verhalten als dies zumeist in den Vorjahren ratsam erschien.

Trotzdem haben wir beim Dienst "Der Internationale" darauf verzichtet, Musterdepottitel in einem ganz großen Stil zu verkaufen und auch immer wieder neue Aktienempfehlungen vorgestellt. Warum wir das trotz einer allgemein vorsichtigen Grundhaltung den Märkten gegenüber tun, möchten wir zu Aufklärungszwecken und zur Vermeidung von etwaigen Irritationen nachfolgend etwas näher darlegen.

Zu sehen ist unsere Vorgehensweise generell ganz einfach vor dem Hintergrund der Tatsache, dass Markttiming schwierig ist und es sich bei langfristiger Ausrichtung früher letztlich bezahlt gemacht hat, in Aktien investiert zu bleiben. Zu beachten sind in diesem Zusammenhang auch vier Punkte, auf welche die Bank Julius Bär in einer Studie aufmerksam macht.

1. Die Märkte sind fast immer besorgt

Wenn Sie mit dem Kauf warten, bis Sie nicht mehr beunruhigt sind, werden Sie ewig warten. Denn die Märkte sind fast immer besorgt. Das ist sogar ein positiver Mechanismus, da er die Euphorie (die das Ende einer Hausse signalisieren würde) im Zaum hält. Lassen sie dazu einfach mal die vergangenen Jahre Revue passieren. Dann werden Sie merken, dass Anleger seit 2009 (dem damaligen Tiefpunkt des Marktes) ständig mit Herausforderungen konfrontiert waren. Doch der Markt hat alle diese Probleme überwunden und sich seitdem trotz allem vervielfacht. Die wichtigste Erkenntnis für versierte Anleger daraus lautet: Es sind nicht die Sorgen des Tages, welche die Finanzmärkte antreiben. Überschätzen Sie sie nicht!

2. Die Märkte reagieren nicht auf Informationen, die bereits breit diskutiert werden

In diesen Tagen scheint sich jeder hauptsächlich mit drei Themen zu beschäftigen: Erstens die außer Kontrolle geratene Inflation, die zu höheren Zinsen führt, zweitens das „Tapering“ der FED, das zu einer geringeren Unterstützung der Finanzmärkte führt, und drittens China (regulatorische Maßnahmen, Immobiliensektor), das eine Verlangsamung der Konjunktur bewirkt. Alle sind besorgt, und alle diskutieren jeden Tag über die gleichen Themen. Analysten haben bereits alle möglichen Szenarien durchgerechnet, d.h. was auch immer als Nächstes passiert, wurde bereits von jemandem in der Öffentlichkeit diskutiert. All dies ist also zumindest teilweise schon eingepreist. Das Fazit daraus: Die Märkte reagieren auf neue und/oder unerwartete Informationen. Sie reagieren nicht auf Informationen, die bereits breit diskutiert wurden.

3. Bad news are good news!

Es ist alles ein Spiel, und es läuft so ab: Journalisten werden dafür bezahlt, (ihre Nachrichten) zu verkaufen. Was verkauft sich am besten? Negative Nachrichten! Daher ist der Nachrichtenfluss, mit dem wir konfrontiert werden, ständig negativ geprägt. Es ist nicht so, dass in der Welt nichts Gutes passiert, aber die Journalisten müssen ihre Geschichten verkaufen. Kluge Anleger schlussfolgern daraus folgendes: Das Gleiche gilt auch für die Wirtschaftswelt. Achten Sie darauf, wie viele „Finanzgurus“ systematisch ein großes Markthoch oder den nächsten Crash ankündigen.

4. Der Versuch, den Markt zu timen, ist das ultimative Verliererspiel

Der Versuch, den Markt zu timen, ist das ultimative Verliererspiel. Wenn es einfach wäre, wären wir alle Millionäre und keiner von uns würde mehr arbeiten. Korrekturen sind immer erst im Nachhinein offensichtlich. Niemand weiß, wann sie eintreten werden und was sie auslösen werden. Den meisten Anlegern fehlt es an Disziplin. Und warum? Sie lassen sich von den negativen Berichten über die Gründe für den Abwärtstrend der Märkte einschüchtern. Das macht Angst und so warten viele ab, bis sich der Staub gelegt hat. Doch wenn das der Fall ist, wird sich der Markt in der Regel bereits erholt haben.

Warum es so schwierig ist, den Markt zu timen, zeigt die nachfolgend abgebildete übliche Anatomie von Börsenkorrekturen. Denn die vier eingezeichneten Punkte symbolisieren das folgende AnlegerDenkverhalten: Sie glauben, dass der Markt um 5% korrigieren wird (Punkt 1). Der Nachrichtenfluss wird schrecklich. „Ich befürchte eine weitere 5%ige Korrektur.“ Sie warten, bis sich der Staub gelegt hat (Punkt 2). Der Markt erholt sich schlagartig. „Ich werde nicht kaufen, da die Fundamentaldaten weiterhin schwierig sind.“ (Punkt 3). Der Nachrichtenfluss hat sich verbessert. „Ich kann jetzt sicher kaufen.“ Allerdings zahlen Sie einen höheren Preis (Punkt 4).

Die Anatomie einer Marktkorrektur zeigt, warum Timing nicht so einfach ist

Markettiming
Quelle: Julius Bär