Raimund Klapdor

Redaktion: Austria Börsenbrief, Aktien-Spezialwerte 

Seit 2007 im Team, betreut seit Mitte 2008 auch federführend unseren Ergänzungsdienst „Aktien-Spezialwerte“.

Raimund Klapdor beschäftigt sich seit Mitte der 90er Jahre intensiv mit dem täglichen Börsengeschehen. Er ist mit Hochschulabschlüssen in Jura (Dipl.-Jur.), Betriebswirtschaft (Dipl.-Kfm.), Volkswirtschaft (Dipl.-Volksw.) und Steuerwissenschaften (LL.M.), die er jeweils mit Prädikat abschloss, außerordentlich breit qualifiziert.

Sein Interesse galt anfangs dem kurzfristigen Handeln und richtete sich mit der Zeit mehr und mehr auf wissenschaftlich fundierte Anlagestrategien und die bilanzgetreue Fundamentalanalyse.

Besonders seine praktische Tätigkeit bei dem Wirtschaftsprüfungsunternehmen PwC sowie bei Bolik & Partner sensibilisierten ihn für die "Bedeutungsvielfalt" von Bilanzen. Er analysiert schwerpunktmäßig Aktien im deutschsprachigen Raum, wobei sein besonderes Augenmerk chancenreichen Nebenwerten gilt.

Meine Anlagephilosophie

Vor allem fasziniert mich an der Börse, dass einfach alles einfließt. Man bleibt am Puls der Zeit und Generalist, wenn man eine Vielzahl von Unternehmen aus allerlei Branchen analysiert. Ausgezeichnete Wirtschafts- und Bilanzierungskenntnisse sind zwar unvermeidlich, aber nur die Basis. Der aus meiner Sicht wichtigste Faktor für den langfristigen Börsenerfolg ist die Psychologie. Je besser die Vielzahl psychologischer Fallstricke und Denkfehler ausgemerzt werden und je umfassender das eigene Set an korrekten mentalen Modellen wird, desto besser werden die Einschätzungen und damit die Ergebnisse. Da auf lange Sicht an der Börse jede Art von Selbstüberschätzung und unkritischem Denken bestraft wird, ist das Investieren eine hervorragende Denkschule. Dazu trägt auch das Schreiben bei, welches bei der Klärung der eigenen Gedanken hilft. Die Mischung aus exakter, zahlengesättigter Methodik und einem hochkompetetiven Umfeld auf der einen Seite und eminent wichtige „weiche“ Faktoren wie Psychologie und der Abbau eigener kognitiver Verzerrungen auf der anderen Seite ist einfach unglaublich spannend. Börse ist eben nicht nur eine Herausforderung für die Ratio, sondern auch für den Charakter. Beim Nachdenken über das Investieren kommt mir daher immer wieder der so treffende Buchtitel in den Sinn: „Investing – The Last Liberal Art“.

Mit dem Nebenwerteteil im Austria Börsenbrief und „Aktien-Spezialwerte“ habe ich mich voll auf Nebenwerte konzentriert. Ich habe diese Spezialisierung gewählt, weil wissenschaftliche Untersuchungen seit Jahrzehnten zeigen, dass Small Caps bessere Renditen als Big Caps abwerfen. Dieser empirisch hinlänglich belegte und in der ökonomischen Forschung als „Small Cap Effect“ bekannte Zusammenhang sorgt dafür, dass Nebenwerteinvestoren auf lange Sicht einen systematischen Vorteil gegenüber jenen Anlegern haben, die vor allem auf die bekannten Namen setzen. Und wer nicht einfach nur auf „klein“ setzt, sondern zudem die bilanziell soliden und fundamental klar unterbewerteten Small Caps mit überzeugendem Geschäftsmodell heraus pickt („Small Value“), kann erhebliche Überrenditen erwirtschaften. Es hat sich bewährt, auf der Suche nach hervorragenden Investitionschancen vor allem außerhalb ausgetretener Pfade zu wandeln. Zwar sind unentdeckte Perlen, die günstig bewertet sind und trotzdem strengen Qualitätskriterien genügen, nur selten zu finden. Doch die erhöhte Mühe und Geduld, solche Hidden Champions ausfindig zu machen, zahlt sich aus, insbesondere wenn abseits des hektischen Tagesgeschäfts antizyklisch und mit langem Atem investiert wird. Dabei ist für mich das werthaltige, langfristige Investieren das Gegenteil von schneller Zockerei. Ich lege großen Wert auf ein nachvollziehbares, nachhaltiges Geschäftsmodell mit einer überzeugenden Positionierung auf einem attraktiven Markt (Marktführerschaft , Alleinstellungsmerkmale, die einen entscheidenden Kundennutzen bringen, hohe Kundenbindung, starke Marke, etc.), eine möglichst voraussehbare, idealerweise hoch skalierbare Gewinnentwicklung und im Abgleich damit eine fundamental günstige Substanz- oder Gewinnbewertung. Sehr wichtige Kriterien sind zudem die Bilanzqualität, die harte Unternehmenssubstanz, die finanzielle Situation, hohe freie Cashflows bei einer möglichst geringen Kapitalintensität des Geschäftsmodells, das Ausmaß wiederkehrender Umsätze innerhalb einer bestehenden Kundenbasis sowie die Konjunktursensitivität, Gewinnstabilität bzw. Zyklik des Geschäftsmodells.

Summa summarum betrachte ich meine Auswahl als sehr rigide. Nur Aktien, die sowohl strengen Qualitätskriterien entsprechen als auch hinreichend günstig sind und damit über deutlich überdurchschnittliche Chance-/Risikoprofile verfügen, erhalten eine Empfehlung. Dabei lege ich mindestens so viel Augenmerk auf die Risikoseite wie die Chancenseite.

Ich freue mich darauf, auch in Zukunft gewinnbringende Investitionsmöglichkeiten für unsere Leser zu entdecken und vorzustellen.

Investment-Highlights der letzten Jahre waren für mich zuvor unentdeckte Titel wie:

  • Heiler (+450%)
  • Viscom (+271%)
  • UMS (+283%)
  • Orad (+167%)
  • TAG Immobilien (+561%)
  • Soft ship (+1.395%)
  • Berentzen (+608%)
  • Orbis (+423%)
  • AVT (+303%)
  • Heliad (+280%)
  • bet-at-home (+930%)

Performance-Angaben jeweils seit Erstvorstellung in Aktien–Spezialwerte. Es hat Spaß gemacht, solche Titel ausfindig zu machen und den Lesern ans Herz zu legen.