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Einfluss der Zölle auf US-Inflation und US-Zinspolitik noch nicht abschließend klar

07.07.2025 | Money Mail Nr. 054/2025

Weil das Thema Zölle, gerade auch für die exportlastige deutsche Wirtschaft so wichtig ist und es außerdem Einfluss auf die USZinspolitik hat, werfen wir in dieser Ausgabe noch einen Blick aus einer etwas anderen Richtung als direkt aus Aktionärssicht auf diesen Aspekt. Dazu greifen wir auf eine Einschätzung von Metzler Asset Management zurück. Laut den dortigen Experten ist es unmöglich zu prognostizieren, welchen Verlauf der Handelskonflikt zwischen den USA und der EU nehmen wird und ob noch rechtzeitig eine Einigung gefunden werden kann. Derzeit rechnen die zuständigen Volkswirte mit einer Wahrscheinlichkeit von 65% damit, dass die Strafzölle von 50% entweder noch einmal verschoben werden oder es zu einem rudimentären „Deal“ kommt. Die EU scheint einen US-Mindestzoll von 10% auf alle EU-Exporte akzeptiert zu haben, hofft aber, die sektorspezifischen Zölle auf Stahl, Aluminium und Autos noch auf ein niedrigeres Niveau verhandeln zu können. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 35% könnte es zu einer erneuten Eskalation im Handelskonflikt kommen – ein wie es heißt von US-Präsident Donald Trump gerne eingesetztes Stilmittel. Die US-Regierung plant Zoll-Einnahmen von etwa drei bis vier Billionen USD über zehn Jahre, um das Staatsdefizit zu reduzieren. Bei einem Importvolumen von Gütern von etwa 3,3 Billionen USD im vergangenen Jahr 2024 sollte dafür der durchschnittliche USZollsatz bei mindestens 10% liegen. Daher scheint ein US-Basiszoll von mindestens 10% für jedes Land gesetzt zu sein. Die spannende Frage wird sein, wer den Zoll im Endeffekt bezahlen wird. Einerseits könnten ihn die ausländischen Exporteure in Form sinkender Gewinnmargen bezahlen oder die US-Konsumenten in Form höherer Konsumentenpreise.

Bisher ist jedoch noch nicht zu beobachten, dass die US-Konsumentenpreise nennenswert gestiegen sind. Das würde eher dafür sprechen, dass die ausländischen Produzenten die höheren Zollkosten überwiegend tragen. Dagegen zeigen die Umfragen wie der ISM-Index oder der NFIB-Index (Dienstag) einen deutlichen Anstieg der Preiserhöhungsabsichten amerikanischer Unternehmen in den vergangenen Monaten. Der NFIB-Index ist der Geschäftsklimaindex der kleineren und mittleren Unternehmen in den USA. Sollten die Preiserhöhungserwartungen der Unternehmen also auch in den kommenden Monaten hoch bleiben, könnte auch die Inflation in den USA bald merklich anspringen. In diesem Fall würden die Zollerhöhungen eher einer Konsumsteuer entsprechen. Die Folge wäre eine Wachstumsverlangsamung der USWirtschaft – oder vielleicht sogar eine moderate Rezession. Für die US-Notenbank keine einfache Situation. Das Protokoll der vergangenen Sitzung (Mittwoch) wird zeigen, wie die Diskussion innerhalb der US-Notenbank geführt wird.

Anmerkung der Redaktion: Das Zollthema ist auch für die Fed wegen der noch unklaren Folgen für die Inflation wichtig. Wobei es bekanntlich so ist, dass Trump US-Notenbankpräsident Powell am liebsten schnellstmöglichst loswerden möchte, da er eine andere Zinspolitik favorisiert. Auch diese Personalie verspricht daher in den nächsten Monaten noch viel Spannung. Denn aus unserer Sicht besteht die Gefahr, dass der Markt irgendwann nervös wird, wenn sich herausstellen sollte, dass der US-Staatspräsident mehr Einfluss auf die Geldpolitik des Landes gewinnt, als dies zur Bewahrung der Gewaltenteilung in den USA wünschenswert wäre.

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