Skip to main content
Börsenerfolg ist planbar.
Wir bieten für jede Anlegermentalität die richtige Strategie.
Headerimage

Unsere Informationsdienste.

Chinas Überkapazitäten: Der stille Disinflationstreiber und die geopolitische Sprengkraft

22.07.2025 | Der Internationale Nr. 15/2025

Während die Welt auf Trumps Zollpolitik und deren inflationäre Wirkung blickt, spielt sich im Hintergrund ein ebenso bedeutsames Phänomen ab: Chinas massive industrielle Überkapazitäten. Sie sind nicht nur ein überraschender Dämpfer für die globalen Preise, sondern bergen auch das Potenzial für ernsthafte geopolitische Verwerfungen. Die Zahlen sind klar: Chinas Fabrikabgabepreise für Konsumgüter fallen so schnell wie seit der Finanzkrise 2009 nicht mehr. Und die chinesischen Exportpreise sind um über 20% eingebrochen. China ist damit, still und leise, zu einer Schlüsselfigur der globalen Disinflation geworden. Dies ist nicht primär auf Produktivitätsgewinne zurückzuführen, sondern auf einen brutalen Preiskrieg in der chinesischen Industrie, da Unternehmen verzweifelt um Marktanteile kämpfen und überschüssige Kapazitäten abbauen. 

Die Wurzel des Problems ist laut Capital Economics Chinas strukturell unausgewogenes Wirtschaftsmodell: extrem hohe Spar- und Investitionsquoten (Investitionen machen 40% des BIP aus), wobei nach der geplatzten Blase am Immobilienmarkt immer mehr in die Fertigungsindustrie fließt (fast 40% der Gesamtinvestitionen). Die schwache Binnennachfrage führt dazu, dass eine Flut von Waren zu Schleuderpreisen auf die Weltmärkte drängt. Schätzungsweise 30% der chinesischen Hersteller arbeiten mit Verlust.Für Peking ist dies ein Dilemma: Man will Preiskriege eindämmen und "ZombieUnternehmen" verhindern, aber gleichzeitig Industrien fördern und Arbeitsplätze sichern. Die Lösung liegt in einem grundlegenden Wandel hin zu mehr Konsum und weniger Sparen, so das zitierte Research-Institut in einer aktuellen Studie. Kurzfristig wirken Chinas Überkapazitäten als mächtige, disinflationäre Kraft. Längerfristig aber drohen China selbst niedrigere Wachstumsraten (bis zu 2% pro Jahr bis Ende des Jahrzehnts). Für den Rest der Welt bedeutet dies eine Herausforderung durch Billigimporte, insbesondere in strategischen Industrien (E-Fahrzeuge, grüne Technologie). Die von den USA forcierten Zölle sind eine Reaktion darauf. Was einst ein Motor globalen Wachstums war, wird schnell zur Quelle geopolitischer Reibungen.

Fazit: Anleger müssen beide Seiten dieser Medaille verstehen: Die inflationären Effekte der US-Zollpolitik und die disinflationäre Wirkung chinesischer Überkapazitäten. Dies macht die globale Inflationsprognose komplex. Unternehmen, die direkt mit chinesischen Exporteuren konkurrieren oder von US-Zöllen betroffen sind, könnten künftig unter Margendruck leiden. Die zunehmenden Handelsspannungen erfordern eine Diversifizierung und eine genaue Beobachtung geopolitischer Entwicklungen. Das chinesische Modell liefert nicht mehr nur Vorteile – wir als Anleger sollten uns daher auf eine Neuordnung der globalen Wirtschaftsbeziehungen einstellen und bei Bedarf die bisher verfolgte Anlagehaltung nach und nach an etwaige Veränderungen im Umfeld anpassen.

Interesse geweckt?

Sind Sie bereits Abonnent? Dann loggen Sie sich bitte ein.
Wenn Sie noch kein Kunde sind, wählen Sie bitte aus unseren Abo-Angeboten aus:

Bestellung

Sollten Sie über einen gültigen Gutscheincode verfügen, können Sie diesen im nächsten Schritt entwerten.
Der Rabattbetrag wird im Warenkorb automatisch vom Gesamtbetrag abgezogen.

Der Internationale

21,-

Der Internationale

230,-