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Austria Börsenbrief
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Eine Zinswende in Japan ist ein noch kaum beachtetes großes Risiko für die Anleihemärkte

02.11.2022 | Austria Börsenbrief Nr. 43/2022

Über die Problematik, die von steigenden Zinsen in den USA und Europa ausgeht, haben wir und andere Medien immer wieder berichtet. Kaum eine breite Beachtung fand bisher das entsprechende Geschehen in Japan. Doch in dieser Ausgabe wollen wir kurz auf die Gefahren hinweisen, die von dort ausgehen. Zumal diese in einem Negativszenario weitreichende Folgen nach sich ziehen könnten.

Um keine unnötige Panik zu verbreiten dazu vorab der Hinweis, dass die japanische Notenbank jüngst erst wieder den Fortbestand ihres ultralockeren geldpolitischen Kurses bestätigt hat. Das heißt, die Leitzinsen bleiben bei -0,10% (Einlagesatz) bzw. 0% (Zielrendite 10-jähriger Staatsanleihen mit Toleranzband zwischen -0,25% und +0,25%). Zudem hielt die Bank of Japan an ihrer Erwartung fest, dass die Inflation im Jahr 2023 wieder unter die Zielmarke von 2% fällt und der Notenbankchef Kuroda wies jede Spekulation über eine baldige Kurswende zurück.

Trotzdem war der bis vor kurzem zu beobachtende starke Aufwärtsdruck bei den Renditen deutscher Bundesanleihen und den US-Treasuries von Marktteilnehmern auf Spekulationen zurückgeführt worden, wonach sich die japanische Notenbank demnächst von ihrer Politik der Zinskurvenkontrolle verabschieden könnte. Diese Spekulationen fußten laut Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) nicht zuletzt auf der Annahme, dass wiederholte Abwertungsschübe des japanischen Yen gegenüber dem Dollar die Tokioter Währungshüter irgendwann mürbe machen und zur „Kapitulation“ in Form einer geldpolitischen Straffung zwingen dürften.

Japans ultra-lockere Geldpolitik bildet global betrachtet derzeit so etwas wie den letzten Anker einer Niedrigzinsphase, die in allen übrigen großen Währungsräumen dem Ende zugeht oder bereits Geschichte ist. Bis auf weiteres verteidigt die Bank of Japan noch die von ihr gesetzte Obergrenze von 0,25% für die Rendite zehnjähriger japanischer Staatstitel mit prinzipiell unbegrenzten Anleihekäufen. Demgegenüber hat der zehnjährige Yen-Swapsatz in Antizipation einer Abkehr von der Zinskurvenkontrolle bereits das höchste Niveau seit Anfang 2014 erreicht.

Gibt die Bank of Japan dem Druck in Richtung Kurswende nach, so die Befürchtung, dann könnten Japans langlaufende Staatsanleiherenditen steil nach oben schnellen. Dies wiederum könnte japanische Anleger in großem Stil dazu veranlassen, ihre derzeit in US-Staatsanleihen oder EUR-Staatsanleihen investierten Gelder zum heimischen Anleihemarkt hin umzuschichten, wie die LBBW erklärt.

Die Folge könnte beiderseits des Atlantiks eine neuerliche Kursabwärtsspirale am Rentenmarkt sein, zumal mit einer Ausgangslage ohnedies erhöhten Finanzmarktstresses und stark ausgedünnter Marktliquidität. Die Gefahr einer geldpolitischen Kurswende in Japan hängt insofern wie ein Damoklesschwert über den internationalen Rentenmärkten, so die LBBW. Wie eingangs geschrieben, kann die Sache auch glimpflich ausgehen, zu beachten ist dieser Risikofaktor aus unserer Sicht aber allemal.

Der US-Aktienmarkt und damit die Weltleitbörse hat im Oktober dennoch sehr deutlich zugelegt. Der Dow Jones Industrial Average verbuchte sogar mit fast 14% das größte Monatsplus seit 1976, wo es damals im Jänner um 14,41% nach oben ging. Ob das bereits die finale Trendwende im zuletzt vorherrschenden Bärenmarkt ist, wissen wir nicht, denn es gibt vieles, was noch schief gehen kann. Folglich agieren wir im internationalen Bereich vorerst weiter eher vorsichtig.

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