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Die Rückkehr des Staates: Macht der US-Kapitalismus den “Deal mit dem Teufel”?
01.10.2025 | Austria Börsenbrief Nr. 39/2025Lange galt er als die unangefochtene Ikone der freien Marktwirtschaft: der amerikanische Kapitalismus. Doch hinter den Kulissen vollzieht sich ein bemerkenswerter Wandel. Die US-Regierung investiert nicht mehr nur in Straßen und Schulen, sondern greift tief in die Kasse, um direkte Anteile an privaten Unternehmen zu erwerben. Was wie eine Episode aus einer anderen Wirtschaftsordnung klingt, ist die neue Realität in den USA. Die prominentesten Beispiele finden sich in Branchen, die als strategisch wichtig gelten. Erst kürzlich gab die Regierung eine 10%ige Beteiligung am Chip-Giganten Intel Corp. bekannt, verbunden mit einer MilliardenInvestition, um den heimischen Ausbau der Halbleiterproduktion zu sichern. Zur Stärkung der kritischen Lieferketten erwarb das Verteidigungsministerium zudem eine Eigenkapitalbeteiligung von 400 Mio. Dollar am Seltene-Erden-Minenbetreiber MP Materials.
Ein weiteres Beispiel, das den direkten Einfluss der Regierung verdeutlicht, ist die sogenannte „Golden Share“ (Goldene Aktie) bei U.S. Steel. Dieses Vetorecht wurde im Zuge der Übernahme durch Nippon Steel gesichert, um zentrale Unternehmensentscheidungen zu kontrollieren und die inländische Produktion zu garantieren. Diese Fälle zeigen, dass die Regierung den Markt nicht mehr nur über Steuern und Subventionen steuern will, sondern als direkter Partner und Miteigentümer auftritt.
Die ersten Reaktionen an der Börse waren in den genannten Fällen sehr positiv: Die Aktienkurse von Intel und den Rohstoffunternehmen stiegen deutlich nach der Bekanntgabe der staatlichen Beteiligungen. Für viele Anleger sind die staatlichen Mittel ein Vertrauensbeweis und eine Garantie für Stabilität und Wachstum in den jeweiligen Sektoren.
Der offizielle Grund für diese bemerkenswerte Entwicklung ist die nationale Sicherheit. Die Rivalität mit China wird als die existenzielle Bedrohung unserer Zeit dargestellt, die eine Abkehr von der bisherigen Politik rechtfertigt. Die Argumentation lautet: Wenn die USA im Falle einer Krise nicht in der Lage sind, ihre eigenen Mikrochips oder Batterien herzustellen, ist das ein unvertretbares Risiko. Der Staat springt ein, um diese Lücken zu schließen und die Abhängigkeit von potenziellen Gegnern zu beenden.
Doch für die Hüter der reinen Lehre des Kapitalismus hat diese Entwicklung einen fahlen Beigeschmack. Generationen von Ökonomen und Geschäftsleuten haben in den USA gelernt, dass der Staat ein schlechter Investor ist. Er ist ineffizient, politisch motiviert und verzerrt den Wettbewerb.
Besonders brisant ist, dass diese Eigenkapitalbeteiligungen oft in direktem Zusammenhang mit massiven Subventionen stehen – wie den Milliarden aus dem CHIPS Act. Der Staat tritt also nicht nur als Investor auf, sondern als Monopolist der Subventionen, der die Regeln des Marktes zugunsten der politisch ausgewählten „Champions“ außer Kraft setzt. Dies birgt das Risiko, dass der private Sektor sich auf staatliche Gnaden verlässt, anstatt sich dem globalen Wettbewerb zu stellen.
Das ist der entscheidende Unterschied. Heute gibt es keine unmittelbare Depression. Stattdessen wird eine strategische, langfristige Industriepolitik umgesetzt, die die Grenzen zwischen Regierung und Privatwirtschaft permanent verwischen könnte. Die erwähnten anfänglichen Kursgewinne zeigen zwar das kurzfristige Vertrauen des Marktes, doch sie sind kein Garant für langfristigen Erfolg.
Die Frage ist, ob die USA bereit sind, die bewährten Prinzipien der freien Marktwirtschaft für das, was als nationale Sicherheit verkauft wird, aufzugeben. Es mag ein Deal sein, der kurzfristig die Lieferketten sichert. Doch die langfristigen Kosten für die Seele des amerikanischen Kapitalismus sind aus unserer Sicht noch nicht abzusehen. Und auch wie sich das langfristig auf den US-Aktienmarkt auswirken wird, bleibt noch abzuwarten.
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