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Vernachlässigter Krisenherd: Warum Japans Anleihemarkt die globalen Finanzmärkte bedroht

30.07.2025 | Austria Börsenbrief Nr. 30/2025

Wir haben uns im internationalen Teil in dieser Ausgabe dafür entschieden, nicht ausführlich auf den Zoll-Deal zwischen den USA und der EU einzugehen. Stattdessen gehen wir auf ein Thema ein, das aktuell deutlich weniger intensiv in den deutschsprachigen Medien besprochen wird als das Zoll-Abkommen – und das, obwohl „unser“ Thema im Negativfall weitreichende globale Folgen nach sich ziehen könnte. Gemeint sind damit kritische Entwicklungen am japanischen Anleihemarkt, wobei wir die Lage mit Hilfe einer aktuellen Einschätzung von Yardeni Research einordnen.

Vorab zur Erinnerung daran, dass der japanische Anleihemarkt jahrelang als sehr stabil galt. Doch bereits im Vorjahr gab es phasenweise ernste Turbulenzen und auch in diesem Jahr brodelt es mitunter. So stieß in der Vorwoche eine Auktion von 40-jährigen japanischen Staatsanleihen (JGB – Japanese government bonds) auf die geringste Nachfrage seit 2011, was Sorgen hinsichtlich Japans ohnehin bereits erdrückender Schuldenlast weckte. Denn mit einer Staatsverschuldung von 260% des Bruttoinlandsprodukts trägt Japan bereits die größte Schuldenlast unter den Industrienationen.

Ein Hauptgrund für die Nervosität der Anleger ist die zunehmende politische Unsicherheit: Nach dem Verlust ihrer Oberhausmehrheit muss die Liberaldemokratische Partei (LDP) eine Koalition mit pro-Steuersenkungs-Abgeordneten bilden. Die wachsende Wahrscheinlichkeit einer das staatliche Haushaltsbudget sprengenden fiskalischen Lockerung verunsichert den japanischen Schuldenmarkt. Die Renditen zehnjähriger JGBs notierten jüngst bei mehr als 1,60%, während sie sich vor rund vier Jahren noch um die Nulllinie bewegten. Und bei den dreißigjährigen JGBs ging es gleichzeitig von unter 0,60% auf mehr als 3% nach oben.

Die Bank of Japan (BOJ) steht vor diesem Hintergrund unter Druck. Obwohl die Inflation mit 3,3% über dem 2,0%-Ziel liegt, wird erwartet, dass die BOJ ihren Leitzins von 0,5% bei ihrer nächsten Sitzung an diesem Donnerstag zunächst beibehält. Das Risiko eines destabilisierenden Renditeanstiegs im JGB-Markt verhindert vorerst weitere Zinserhöhungen. Die BOJ hatte im Juli 2024 begonnen, ihre vierteljährlichen JGBKäufe um 400 Mrd. Yen (2,7 Mrd. Dollar) zu reduzieren, um die Geldpolitik zu normalisieren. Doch nun drosselt das Team um Gouverneur Kazuo Ueda die quantitative Straffung (QT) und reduziert die Käufe nur noch um 200 Mrd. Yen alle drei Monate. Die Sorge vor weiterer Volatilität durch Steuerkürzungen beeinflusst diese Entscheidung, so Yardeni Research.

Der politische Trend geht stark in Richtung Steuersenkungen, insbesondere die Abschaffung der 10%-igen Verbrauchssteuer. Dies, gepaart mit Japans geringer Produktivität und dem Fokus auf höhere Löhne, könnte Japan inflationärer und weniger wettbewerbsfähig machen. Trotz dieser Herausforderungen hält Japan nicht die gleichen Kapitalfluchtrisiken wie die meisten anderen großen Volkswirtschaften, da rund 90% der JGBs im Inland gehalten werden. Doch die große Gefahr liegt im "Yen-Carry-Trade". Sollte diese Praxis des billigen Yen-Kredits zur Wette auf höher rentierende Vermögenswerte anderswo zusammenbrechen, könnte die Volatilität des japanischen Anleihemarktes schnell zu einem globalen Problem werde.

 Dennoch hat sich der Nikkei 225-Aktienindex nach Bekanntgabe des japanischen Handelsabkommens mit den USA erholt und ist wieder an sein Rekordhoch herangelaufen. Dies zeigt laut Yardeni Research die komplexe und oft widersprüchliche Dynamik der japanischen Märkte. Wir sind der Meinung, dass zunächst kein akutes Systemrisiko besteht, Anlegern ist es aber anzuraten, die Vorgänge am japanischen Anleihemarkt unbedingt sehr aufmerksam zu verfolgen.

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