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Austria Börsenbrief
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Noch gibt es zwar Zollrisiken, doch die Börsen wittern längst wieder Morgenluft

14.05.2025 | Austria Börsenbrief Nr. 20/2025

Noch vor kurzem herrschte an den Märkten bekanntlich helle Aufregung. Neue US-Zölle, unter anderem auf Autos, Aluminium und Elektronik, hatten für einen drastischen Rückschlag an den Börsen gesorgt. Besonders deutlich sackte der technologielastige Nasdaq 100 Index ab. Die Unsicherheit war groß – viele Anleger befürchteten eine anhaltende Eskalation im globalen Handelskonflikt. Doch zur Überraschung vieler hat sich das Bild jüngst deutlich aufgehellt. Am besten spiegelt das der Nasdaq 100 Index wider. Gegenüber dem jüngsten Zwischentief hat er um satte 28% zugelegt. Damit ist die bisherige Jahresbilanz wieder positiv. Auslöser der Erholung ist eine teilweise Entspannung auf der Zollseite. Zwar liegt der effektive US-Zollsatz auf Einfuhren aus dem Ausland weiterhin bei rund 15% – und damit so hoch wie seit den 1930er-Jahren nicht mehr –, doch zwischenzeitlich drohten Werte von bis zu 27%. Nach der Zuspitzung Anfang April sind viele Strafmaßnahmen nun ausgesetzt, nicht jedoch aufgehoben.

Damit ist zwar Schlimmeres vorerst verhindert worden, wirklich aus dem Schneider ist die Weltwirtschaft aber noch nicht. Wie Capital Economics vorrechnet, gelten aktuell unter anderem weiterhin 25%-Zölle auf Stahl, Aluminium, Autos und Autoteile – mit teilweisen Ausnahmen für Nordamerika. Die am 9. April eingeführten universellen 10%-Zölle bleiben ebenfalls bestehen. Besonders im Fokus stehen nach wie vor Importe aus China, die gezielt mit Strafzöllen belegt wurden. In Summe ergibt sich ein Belastungsszenario, das zwar milder ausfällt als befürchtet, aber an vielen Stellen noch erhebliches Eskalationspotenzial birgt. Zu beachten sind aus Anlegersicht vor allem zwei Termine: Der 8. Juli, wenn die 90-Tage-Aussetzung der gegenseitigen Zölle mit vielen Staaten endet, sowie der 12. August, an dem dies auch für China gilt.

Kommt es bis dahin nicht zu Anschlussvereinbarungen, könnten die Zölle wieder auf das Niveau vom 2. April zurückkehren – was den aktuellen effektiven US-Zollsatz um bis zu 7 Prozentpunkte anheben würde. Die Märkte bleiben daher nervös. Viele Länder dürften in letzter Minute Übergangsregeln verhandeln, doch die Unsicherheit bleibt. Hinzu kommen laufende US-Sicherheitsprüfungen für weitere Produkte wie Halbleiter, Pharmazeutika oder Flugzeuge. Gerade bei Chips drohen im Falle zusätzlicher Zölle empfindliche Folgen für globale Lieferketten. Auch die Verhandlungen mit der EU und China bergen weiterhin Konfliktpotenzial – hier sind bislang keine strukturellen Fortschritte zu erkennen. Trotz dieser Unsicherheiten ist der aktuelle makroökonomische Ausblick keineswegs düster. Die Belastung des Weltwirtschaftswachstums durch das neue Zollregime dürfte sich laut Capital Economics auf rund 0,4 Prozentpunkte belaufen, sodass ein globales Wachstum von knapp unter 3% in diesem und im kommenden Jahr realistisch bleibt.

Das ist zwar etwas verhaltener als üblich, aber kein Grund zur Panik. Eine Rückkehr zu einer vollen Eskalation – mit pauschalen Zöllen auf zentrale Industrieprodukte – würde jedoch eine deutlich größere Belastung darstellen, so das zitierte Researchinstitut. Die jüngste Markterholung zeigt aber auch: Der Markt will im Grunde genommen nach oben – und Anlegern honorieren Signale der Entspannung im Handelsstreit schnell und deutlich. Das nehmen wir zur Kenntnis und fließt in unsere Anlageüberlegungen mit ein. Das gilt auch für die Chart-Lehre, die besagt, dass eine Kursdelle wie die zuletzt erlittene, erst dann zweifelsfrei ausgebügelt ist, sobald es die Aktien-Leitindizes schaffen, neue Rekorde aufzustellen. Das ist momentan aber noch nicht der Fall, sodass Nasdaq 100 & Co. für eine final auf grün springende Börsenampel noch etwas Arbeit vor sich haben.

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