Zum Hauptinhalt springen
Aktiv investieren und profitieren.
Money Mail
Money Mail

ETFs: Risiken nicht vernachlässigbar

25.10.2018 | MoneyMail Nr. 129/2018

ETFs (ExchangeTraded Funds) erfreuen sich in den letzten Jahren einer steigenden Beliebtheit und machen den aktiv gemanagten Fonds immer mehr Konkurrenz. Da die meisten aktiven Fondsmanager ohnehin ihre Vergleichsindizes nicht dauerhaft schlagen und ETFs eine kosteneffiziente Möglichkeit darstellen, ein diversifiziertes Portfolio aufzubauen, gibt es durchaus gute Argumente für den langfristigen Vermögensaufbau mittels des Kaufs ganzer Indizes in Form passiver Anlagevehikel. Auch Warren Buffett hat diese Anlageform oft empfohlen und hält sie für Anleger, die sich aus Mangel an Zeit oder Kenntnis kaum um ihre Anlagestrategie kümmern können, für geeignet.

Dass ETFs aber auch erhebliche Risiken mit sich bringen können, darauf weist die Deutsche Bundesbank in ihrem aktuellen Monatsbericht Oktober hin. Zunächst zeigt die Analyse verschiedener Flash Crashs durch die Bundesbanker, dass ETFs in Phasen ausgeprägter Anspannungen an den Finanzmärkten prozyklisch wirken können, womit sie das Potenzial haben, Krisenphasen zu verstärken. Zudem kann die komplexe Struktur von ETFs einschließlich des Primär-/ Sekundärmarkt-Mechanismus auch Liquiditätsrisiken für ETF-Anleger bergen. So gab es schon einzelne Marktphasen, in denen die Liquidität schrumpfte und Aufträge teilweise nicht mehr ausgeführt wurden.

Ohnehin ist klar, dass das gesamte gedankliche Konzept, das hinter den ETFs steckt, letztlich nur dann funktionieren kann, wenn es auch Marktteilnehmer gibt, die sich noch eine eigene Meinung zur Werthaltigkeit von Aktien bilden. Bekanntlich kaufen ETFs einfach die Werte eines Index und handeln insofern blind oder agnostisch. Sie profitieren dabei von der „Informationsarbeit“ der anderen Marktteilnehmer und sind zugleich auf diese angewiesen, so dass das ETF-Konzept für den gesamten Aktienmarkt und alle beteiligten Anleger nur solange funktionieren wird, wie genügend „aktive“ Anleger unterwegs sind. Würden dagegen die Märkte kaum mehr analysiert, weil sich jeder auf das „Indexing“ verlässt, könnte dies zu deutlichen Fehlallokationen von Kapital und volkswirtschaftlichen Schäden führen.

Durch den starken Absatztrend der ETFs ist damit zu rechnen, dass Indextitel überproportional hochgetrieben werden, wenn viel Geld in die Märkte fließt und umso stärker heruntergeprügelt werden, wenn viel Geld abgezogen wird. So muss damit gerechnet werden, dass sich Indextitel in Extremphasen stärker von ihren fundamentalanalytisch fairen Werten abkoppeln als Nicht-Index-Titel. Das könnte zu einer generell erhöhten Volatilität und nervöseren Märkten als in früheren Jahrzehnten führen. All das sind Schattenseiten des ETF-Trends, die bei der Berichterstattung in der Presse über die entsprechenden Absatzerfolge dieser Produkte kaum ihren Niederschlag finden. Natürlich haben ETFs ihre Berechtigung, aber die Risiken sollten keinesfalls unbeachtet bleiben. Unseres Erachtens sind die trendverstärkenden Effekte das größte langfristige und teilweise sogar systemische Risiko von ETFs.

Wie kann man sich vor diesen Risiken schützen?
Zum einen dadurch, dass grundsätzlich eine höhere Volatilität an den Märkten einkalkuliert wird, so dass bei stärkeren Marktbewegungen nicht sofort prozyklisch mitagiert werden muss (was sich laut einer Vielzahl von Untersuchungen schädigend auf die Langfristperformance auswirkt). Eine weitere Möglichkeit besteht darin, in der eigenen Anlage vermehrt außerhalb der großen Indizes zu agieren, was seitens der zu erwartenden langfristigen Renditen ohnehin mehr Vorteile als Nachteile bringt, wie eine ganze Reihe anderer empirischer Untersuchungen zeigt. Dadurch besteht Hoffnung, von den überproportionalen Indexbewegungen unabhängiger zu sein als der gewöhnliche ETF-Anleger. Schließlich kann auch versucht werden, durch eine ausnehmend antizyklische Anlagestrategie von den höheren Schwankungen zu profitieren, indem in Phasen ausgesprochener Euphorie oder Angst die jeweilig zur vorherrschenden Marktstimmung gegebene Gegenposition eingenommen wird. Dabei liegt es auf der Hand, dass bei zunehmenden Übertreibungen des Marktes nach oben oder unten antizyklische Strategien noch lohnender werden, wenn die Ein- und Ausstiegszeitpunkte gut getroffen werden, was allerdings ein sehr schwieriges Unterfangen ist.

Alles in allem bleibt festzuhalten, dass auch ETFs ihre Schattenseiten haben und durchaus das Potenzial in sich bergen, Marktverwerfungen zu verstärken. Eine unkritische Anlage in ETFs ist daher keinesfalls zu empfehlen.

 

Interesse geweckt?

Sind Sie bereits Abonnent? Dann loggen Sie sich bitte ein.
Wenn Sie noch kein Kunde sind, wählen Sie bitte aus unseren Abo-Angeboten aus:

Bestellung

Sollten Sie über einen gültigen Gutscheincode verfügen, können Sie diesen im nächsten Schritt entwerten.
Der Rabattbetrag wird im Warenkorb automatisch vom Gesamtbetrag abgezogen.

Jahresbezug

282,-

Monatsbezug

27,-