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Investieren in Zeiten des Coronavirus - welche Unternehmen besonders betroffen sind

03.02.2020 | Money Mail Nr. 015/2020

Wie auch in Money Mail-Ausgabe 14-20 geschrieben, hat der so genannte Coronavirus das Marktgeschehen an den globalen Märkten derzeit fest im Griff. Zumindest verweisen Berichterstatter derzeit in ihren Marktbesprechungen darauf als wichtigsten Kurs-Taktgeber.
Unter der Annahme, dass in der Leserschaft ein größeres Interesse daran besteht, greifen wir deshalb das Thema in dieser Ausgabe noch einmal ausführlich auf. Hilfreich ist dabei hoffentlich eine Liste mit jenen Unternehmen, die nach dem Textende zu finden ist.
Wir bedienen uns bei unseren Ausführungen in 2 Research-Studien. Die erste stammt von der Landesbank Baden-Württemberg. Darin schreibt Uwe Burkert, Chefvolkswirt und Leiter Research, folgendes: Zum zurückliegenden Jahreswechsel ist die Volksrepublik China von einer schweren Epidemie heimgesucht worden. Zum zweiten Mal nach dem SARS-Virus 2003 hält ein Virus, nun der "Coronavirus", weite Landstriche im Griff. Die Finanzmarktakteure spielen den Ernstfall einer ausgeprägten globalen Wirtschaftsschwäche durch, ausgelöst am aktuellen Rand nicht zuletzt, so die Überlegung, durch eine verminderte Reisetätigkeit und durch eine Schließung wichtiger Transportrouten.
Die Erfahrungen mit dem SARS-Virus 2003 legen den Schluss nahe, dass die negativen Wirkungen der aktuellen Corona-Epidemie auf die realwirtschaftliche Aktivität zwar beträchtlich sind, aber relativ konzentriert in das jetzige Quartal fallen. Welchen Verlauf genau die Corona-Krankheitswelle nimmt, ist einstweilen unklar. Zwar ist nicht auszuschließen, dass die Situation an irgendeiner Stelle außer Kontrolle gerät. Die bisherigen Meldungen aus China widersprechen aber einem solchen Szenario. Entsprechend sollten die Finanzmärkte in überschaubarer Zeit zu einer abgewogeneren Bewertung der Lage gelangen.
Die Prognose des LBBW Research` hat nach wie vor Bestand: 2020 wird zwar für die Weltwirtschaft schwierig, die Finanzmärkte erfahren aber hinreichende Unterstützung durch die Geldpolitik - vielleicht sogar eher früher als später.
Das ist eine Sichtweise, der wir uns durchaus anschließen können. Das gilt auch für das, was Daniel Rupli, Head of Single Security Research bei der Credit Suisse, zu dem Thema zum Besten gibt. In einem Research-Papier konstatiert auch er, dass die beschleunigte Verbreitung des Coronavirus in der globalen Anlegergemeinde für Nervosität sorgt. Zum aktuellen Zeitpunkt lasse sich nur schwer beurteilen, wie sich der Ausbruch des Erregers letztlich auf das globale Wachstum, die Finanzmärkte und die die Bewertung individueller Aktien auswirken werde. In einer Studie versucht die Schweizer Privatbank dennoch, die potenziellen Folgen für gewisse Sektoren sowie Aktien abzuschätzen.


Implikationen für chinesische Aktien
Wie es darin heißt, hatten bisher vor allem die Sektoren Transport (einschließlich Fluggesellschaften, Flughäfen und Eisenbahnen), Hotels, Restaurants und Freizeit unter den negativen Folgen des Ausbruchs des neuartigen Coronavirus (2019-nCoV) zu leiden. Dies sei nicht zuletzt saisonal bedingt. Die Neujahrsfeiertage markierten in China die Hauptreisesaison. Wegen des Ausbruchs habe die chinesische Regierung eine Quarantäne über die Millionenstadt Wuhan und ihre umliegenden Gemeinden verhängt sowie unter anderem Großanlässe abgesagt, so dass massenweise Zugfahrten, Flüge und Hotelbuchungen storniert wurden. Die von Peking ergriffenen drastischen Maßnahmen seien auf die Erfahrungen zurückzuführen, welche die Regierung anlässlich des Ausbruchs des Schweren Akuten Respiratorischen Syndroms (SARS) in den Jahren 2002 und 2003 gemacht hat.
Angesichts dieser Entwicklungen dürften in China die Aktivitäten außerhalb der eigenen vier Wände sowie Unterhaltungsaktivitäten reduziert werden. Die Credit Suisse erwartet daher, dass die Kasinos in Macau sowie Hotels, Kaufhäuser, Restaurants und Alkoholproduzenten in China negativ betroffen sein werden. Im Gegensatz dazu sollten sich inländische Versorger, Telekommunikationsanbieter, Hersteller von abgepackten Lebensmitteln und Pharmaunternehmen besser behaupten. Falls die Quarantäne auf weitere Städte in China ausgedehnt und/oder deutlich verlängert werde, könnte die Wirtschaftsaktivität über die chinesischen Neujahrsfeiertage hinaus leiden, zumal Wuhan eine wichtige Verkehrsdrehscheibe sei und der Transport von Produkten und Rohmaterialien in die umliegenden Provinzen folglich ebenfalls beeinträchtigt werden könnte.

Mit temporärem und taktischem Horizont könnten Anleger chinesische Gesundheits- und Pharmaunternehmen in Betracht ziehen. Ausgewählte Unternehmen könnten in guter fundamentaler Verfassung sein, zumal die Sektoren in China stark fragmentiert seien. Auf der Positivseite vermerken die Analysten, dass der Onlinehandel, Online-Food-Lieferdienste sowie Anbieter von Online-Spielen bzw. Online-Bildung vorübergehend Auftrieb erhalten könnten, weil die Chinesen größere Ansammlungen von Menschen meiden dürften. Diese Sektoren hätten allerdings bereits eine starke Jahresendrally verzeichnet, was sich nun als zweischneidiges Schwert erweisen könnte. Man schließt daher gewisse Gewinnmitnahmen nicht aus, wenn die Märkte von Risikoabneigung geprägt bleiben sollten.


Auswirkungen auf Industrieländer
Mit Blick auf die Weltwirtschaft führt Rupli aus, dass es zum aktuellen Zeitpunkt noch schwer abzuschätzen ist, welche Auswirkungen der Coronavirus-Ausbruch haben wird. Es sei jedoch klar, dass die Unternehmen in den Industrieländern heute viel stärker gegenüber China exponiert seien als während des SARS-Ausbruchs vor 17 Jahren. Darüber hinaus hätten die chinesischen Konsumenten seither als Treiber des Wachstums westlicher Unternehmen stark an Bedeutung gewonnen. Vor diesem Hintergrund könnte ein großräumiger Ausbruch des Erregers auf mittlere Sicht ernsthaftere wirtschaftliche Folgen haben als die SARS-Epidemie.
Die europäischen und nordamerikanischen Unternehmen in der hauseigenen Berichterstattung, die am anfälligsten auf den Coronavirus-Ausbruch seien, stammten hauptsächlich aus den Sektoren Luftfahrt (Fluggesellschaften und Flughäfen), Luxusgüter und – in geringerem Ausmaß – Basiskonsumgüter. Versorgungs- und Energieunternehmen seien derweil weniger exponiert. Während man Rohstoffe als Anlageklasse mit taktischem Horizont weiterhin positiv beurteile, hätten gewisse Aktien aus diesem Sektor gelitten, weil sie gegenüber Schwellenmärkten im Allgemeinen und China im Besonderen exponiert seien.


Langfristige Gelegenheiten weiterhin intakt

Auf lange Sicht ist die Credit Suisse wir nach wie vor überzeugt, dass die Investitionen in Flughäfen, Eisenbahnen und andere Infrastrukturen des öffentlichen Verkehrs zunehmen sollten. Man rechnet zudem auch mit steigenden Investitionen in Sicherheits- und Schutzmaßnahmen, insbesondere in Geräte, die zur Identifikation von mit einem Virus infizierten Personen beitragen. Rupli prognostizierT folglich eine gute Nachfrage nach Geräten, die beispielsweise die Körpertemperatur messen und in Flughäfen installiert werden könnten, um einer Verbreitung von Krankheitserregern Einhalt zu gebieten. Hersteller entsprechender Anlagen und Geräte sollten folglich auf lange Sicht profitieren, zumal die regulatorischen Anforderungen für derartige Ausrüstungen verschärft werden könnten. Zu in diesen Bereichen aktiven Unternehmen zählen den Angaben zufolge FLIR Systems, ein Hersteller von Sensorgeräten (Kameras für Infrarotlicht und sichtbares Licht, Video-Analyse, modernste Systeme zur Bedrohungserkennung), sowie Fluke, eine Tochtergesellschaft von Fortive, die Produkte und Software für die Bereiche Prüfung, Messung und Überwachung anbietet.
Interessant sei darüber hinaus der defensivere Gesundheitssektor, der Geräte zum Schutz von Personen (z.B. Ärzten) vor Infektionen sowie für die Diagnose bereitstellt. In diesem Zusammenhang verweist die Credit Suisse auf folgende Unternehmen: Thermo Fisher, wegen seiner Laborbedarfsmaterialien und Diagnosegeräte; Roche via Roche Diagnostics, die ebenfalls Diagnosegeräte anbietet, sowie Royal Philips und Siemens Healthineers, die sich auf Lösungen für die Diagnose, Bildgebung und Patientenüberwachung konzentrieren. Im Gegensatz dazu würden Pharmaunternehmen, die Impfstoffe anbieten, auf kurze Sicht wohl eher nicht zu den Nutznießern des Coronavirus-Ausbruchs gehören, weil die Entwicklung von Impfstoffen mehrere Jahre erfordern könne. Mit der Entwicklung eines Ebola-Impfstoffs sei beispielsweise 2015 begonnen, seine Zulassung habe er jedoch erst im Vorjahr erhalten, als die Nachfrage bereits wieder auf fast null gesunken war.
Allgemein gesagt könnten sich Anleger laut Rupli auf defensive Sektoren konzentrieren, wie beispielsweise Basiskonsumgüterunternehmen mit sehr beschränktem Exposure gegenüber China und Asien. Darüber hinaus empfiehlt er allgemein defensive Titel, die breit diversifiziert, fundamental robust und defensiv sind, sowie mit einer soliden Dividendenrendite aufwarten können. Derartige Titel sollten in einem eher volatilen Marktumfeld Stabilität bieten, so Rupli.
Die von der Credit Suisse erstellte Liste der Unternehmen mit potenziell hohem Exposure gegenüber dem Ausbruch des neuartigen Coronavirus zeigen wir nachfolgend, wobei wir beim Money Mail zum aktuellen Zeitpunkt aber davon absehen, nur alleine aufgrund dieses Einflussfaktors Käufe bzw. Verkäufe auf Einzelwertebene zu tätigen.

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