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Der neue AKTIONÄRSBOOM
15.03.2021 | mein Geld.plus Nr. 03/2021In Deutschland hatte das heimische Aktieninstitut (DAI) vor zwei Wochen wieder die Daten zur Lage der Aktiennation parat – die Aktionärszahlen 2020. Sie waren überraschend gut. Doch gleichzeitig nimmt man medial wahr, dass viele Anleger in Aktien eher den schnellen Euro als den langfristigen Vermögensaufbau sehen – das könnte sich zu einem handfesten Problem erwachsen.
Stichwort Gamestop. Schauen Sie sich nachher einmal den Chart dieser Aktie an. Hat das Unternehmen ein Krebsmedikament gefunden oder die Möglichkeit Gold aus Luft zu erschaffen? Nein. Die Aktie dürfte fairerweise irgendwo im oberen einstelligen Euro-Bereich notieren – alles andere ist hoffnungslos übertrieben. Und dennoch rangiert das Papier dank der Zocker dreistellig. Ein Wahnsinn.
Nun könnte man sagen: Pennystocks werden auch mit absurden Bewegungen gehandelt, einfach ignorieren. Doch so leicht kann man es sich nicht machen. Dank Neobrokern wie Trade Republic oder Robinhood gleicht der Handel mit Aktien einem Computerspiel. Bis zu einem gewissen Grad mag das nett sein, aber der Kapitalmarkt verlangt eine gewisse Reife und Ernsthaftigkeit. Die Corona-Krise und das vermehrte Homeoffice dürften dafür gesorgt haben, dass viele Anleger erstmalig (aus Langeweile) sich mit Aktien beschäftigt haben.
Das Depot war schnell eröffnet und so konnte das DAI auch vermelden, dass 2020 knapp 12,4 Millionen Bürgerinnen und Bürger am Aktienmarkt engagiert waren – das ist etwa jeder Sechste über 14 Jahren. Im Vergleich zu 2019 sparen jetzt rund 2,7 Millionen mehr Menschen in Aktien, Aktienfonds oder aktienbasierte ETFs. Doch wissen diese auch alle was sie tun? Die Mehrzahl der Neuaktionäre dürfte erst nach dem März-Crash eingestiegen sein und die wunderbare Geldvermehrung seither mit Freude realisiert haben.
Das gilt vermutlich vor allem auch für die rund eine Million neuen Aktiensparerinnen und -sparer aus der Generation der unter 40-Jährigen. Wenigen dürfte die Lehman-Pleite als Schockmoment für Anleger in Erinnerung sein, vom Platzen der Technologieblase vor zwei Jahrzehnten einmal ganz zu schweigen.
Blickt man ein wenig zurück in der Börsengeschichte, kommt etwa alle zehn Jahre ein mehr oder minder großer Einbruch. Optimisten sind der Ansicht, dass dies bereits der Corona-Crash im letzten März war – wir sind davon nicht überzeugt. Die Bewertung mancher Technologienaher-Titel hat inzwischen im Vergleich zum Rest einen deutlichen Überhang.
Von daher muss in naher Zukunft mit einer größeren Korrektur gerechnet werden. Wie stark diese ausfällt und wann genau sie kommt? Wir wissen es nicht. Wir wissen nur: Aktien sind aus langfristiger Sicht, sprich 15 Jahre und mehr die beste Art und Weise Vermögen aufzubauen. Ein Anlegerleben beinhaltet also zwangsläufig Korrekturen – ob das den Neu-Aktionären auch bewusst ist? Wir wünschen es jedenfalls.
Allen Neu-Aktionären gratulieren wir an dieser Stelle zu ihrer Entscheidung. Börse macht Spaß, sollte aber auf keinen Fall mit einem Computerspiel oder dem Casino verwechselt werden. Hier werden Unternehmensbeteiligungen an realen Unternehmen (=Aktien) gehandelt. Ein bisschen Realismus und Demut schadet bei der Geldanlage nie - dann bereitet es viel Freude.
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