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Der Internationale
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2022 war offensichtlich das Jahr der voll investierten Bären

27.12.2022 | Der Internationale Nr. 26/2022

 

 

 

Die Ausgangslage an den Börsen gestaltet sich auch zum Jahresende ähnlich widersprüchlich wie fast während des gesamten Jahresverlaufs. Das ist eine Krux, denn das macht es Anlegern fast unmöglich, sich derzeit eindeutig zu positionieren. Deutlich machen lässt sich das etwa am Verhalten der Markt­teilnehmer. Denn die geben sich einerseits extrem vorsichtig bzw. pessimistisch.

Es gab in diesem Jahr keine einzige Woche, in der die bullische Stimmung über ihrem historischen Durchschnitt von 37,6% lag. Die einzige Woche, in der die Stimmung auch nur annähernd ihren historischen Durchschnitt erreichte, war zu Beginn des Jahres. Folglich sieht es so aus, als ob das Jahr 2022 das erste Jahr in der Geschichte der AAII-Umfrage (American Association of Individual Investors) sein wird, in dem es keine einzige Woche gab, in der die bullische Stimmung über dem Durchschnitt lag. Laut der Bespoke Investment Group, die diese Daten ermittelt hat, spricht dies für sehr viel Unbehagen unter den Investoren.

Doch das ist nur die eine Seite der Medaille. Die andere sieht so aus, dass die Anleger ihrem stimmungstechnischen Unbehagen anscheinend nicht wirklich haben Taten folgen lassen. Denn nach Angaben von Barclays verzeichneten Aktien in diesem Jahr zum Stand vom Ende der Vorwoche trotz alledem Zuflüsse von knapp 170 Mrd. Dollar. Echte Angst vor Kursverlusten bei Aktien sieht anders aus. So etwas wie Furcht war dagegen bei Anleihen zu spüren. Mussten festverzinsliche Wertpapiere doch Abflüsse von mehr als 250 Mrd. Dollar hinnehmen.

Das widersprüchliche Verhalten bei Aktien birgt die Gefahr, dass die Anleger doch noch kalte Füße bekommen und aussteigen für den Fall, dass die Notierungen doch noch einmal richtig unter Druck geraten sollten. Diese Konstellation wiederum wäre dann einzukalkulieren, wenn es zu einer ausgeprägten globalen Rezession mit im Gefolge deutlich fallenden Unternehmens­gewinnen kommen sollte. Den jüngsten Umfragen zufolge scheinen die Investoren genau damit nämlich trotz der vielen Herausforderungen nicht zu rechnen. Den Marktbewegungen der vergangenen Wochen nach zu urteilen dürften die Bullen nur dann nachhaltig die Oberhand gewinnen können, wenn die Inflation schneller sinkt als von den Notenbanken erwartet und die Wirtschaft eher weich als hart landet. Ein gutes Omen für die Wall Street war es früher übrigens auch, wenn die US-Arbeitslosenrate zu steigen begann. Denn das wurde dann als ein Hinweis auf eine nahende Rezession interpretiert sowie als ein Vorbote für eine baldige Zinswende sowie anschließend auch wieder bessere konjunkturelle Zeiten. Und weil die Börsen die Entwicklungen in der Realwirtschaft oft vorwegnehmen, setzten Kurswenden nach unten und nach oben eben frühzeitig ein.

Übrigens: In der Vorwoche erlittenen Aktien weltweit erneut laut Barclays Abflüsse in Höhe von 41,9 Mrd. Dollar. Das war so viel wie noch nie zuvor seit Beginn der Messungen. Aber selbst daraus kann man aus unserer Sicht zumindest aktuell auch noch keine eindeutigen Schlüsse ziehen. Denn in den vergangenen Handelstagen waren so viele wirre Kursausschläge zu beobachten, dass sich automatisch die Frage stellt, ob vieles davon nicht nur mit kosmetischen Positionsveränderungen zum Jahresultimo hin zu tun hatte. Die Antwort darauf heißt, Geduld zu zeigen und abzuwarten, welche Trends sich zu Beginn des neuen Jahres herauskristallisieren.

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