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Global in Gewinner-Aktien investieren.
Der Internationale
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Gemessen an den Gewinnschätzungen sind die Kursrekorde völlig normal

06.04.2021 | Der Internationale Nr. 07/2021

Die Ausgangslage an den Weltbörsen gestaltet sich mal wieder etwas knifflig. Denn wie immer nach so einem starken Schluck aus der Kurs-Pulle wie zuletzt, stellt sich die Frage, ob und wann es zu einer zumindest temporären Korrektur kommt. Geht es nach den Stimmungs-Erfassungs-Experten von Sentix, dann mehren sich die Vorzeichen dafür, dass die aktuelle Aktien-Rallye bald ihr Ende erreicht hat. Dies wird gleich an mehreren Indikatoren deutlich, heißt es. So sei die Stimmung in den USA auf den optimistischsten Wert seit Ende 2019 gestiegen. Das strategische Grundvertrauen dagegen bröckle. Gleichzeitig seien die Portfolien offensiv ausgerichtet. Und zu guter Letzt messe man einen fallenden Anteil an Aktien, die noch neue 52-Wochen-Hochs erreichen. Eine solche Divergenz sei ebenfalls als kritischer Vorbote zu klassifizieren. Beobachtungen wie diese haben natürlich auch wir im Blick und sie sind auch ernst zu nehmen, weil sie sich in der Vergangenheit als Warnsignale erwiesen haben. Doch es stellt sich immer auch die Frage, was dieses Mal anders sein könnte und ob es sich lohnt, auf eine Korrektur zu wetten, falls davon auszugehen ist, dass der Rückschlag nur temporär auftritt und bald wieder ausgebügelt wird. Zu beachten ist außerdem auch, dass es gerade in den zuvor überhitzten Bereich des Marktes bereits zu erheblichen Rückschlägen gekommen ist. So kommt der Renaissance IPO ETF auf ein Minus von 18,4%, der ARK Innovation ETF auf -29,0% und der Defiance Next Gen SPAC (Special Purpose Acquisitions Corporations) Derived ETF auf -25,8%.

Zu sehen sind diese Rückschläge vor dem Hintergrund der gestiegenen US-Anleiherenditen. Denn die Aktien dieser Unternehmen gelten als Wetten auf langfristig steigende Gewinne, deren Wert durch Diskontierung von weit in der Zukunft liegenden Cashflows abgeleitet wird. Daher hat der rasche Anstieg der Anleiherenditen in Verbindung mit der „Laissez-faire“-Haltung der Fed zu einigen Gewinnmitnahmen bei diesen hochfliegenden Aktien geführt. Zur Überraschung vieler Marktteilnehmer haben die breiten Aktienmärkte die damit verbundene Volatilitätswelle jedoch recht gut verkraftet und der Volatilitätsindex VIX ist sogar zum ersten Mal seit Februar 2020 unter 20 gefallen. Aus der Sicht des US-Finanzdienstleisters Canaccord kann man das auch als eine Folge der Magie der reichlich vorhandenen Liquidität einstufen: die Anleger rotieren innerhalb des Marktes, anstatt den Markt zu verlassen. Für die dortigen Strategen sieht es jedenfalls so aus, als ob die Anleger in ihren Portfolios bereits Risiken abgebaut haben.

Nicht oft genug betont werden kann auch, dass die erzielten Kursgewinne trotz der Zweifel bei vielen Investoren durchaus rational erscheinen, wenn man sich mit den Gewinnschätzungen vergleicht. Credit Suisse US-Stratege Jonathan Golub erklärt dazu folgendes: „Trotz des Schadens, den COVID-19 angerichtet hat, stiegen die Aktienmultiplikatoren von 18,2x zu Beginn des letzten Jahres auf 21,8x heute, was weit über dem langfristigen Durchschnitt liegt und das höchste Niveau in über 50 Jahren ist, mit Ausnahme der Zeit der Internetblase. Seit letztem Juni sind die 10-jährigen Treasury-Renditen um 100 Basispunkte gestiegen, was viele Investoren dazu veranlasst, die Nachhaltigkeit dieser erhöhten Aktienmultiplikatoren in Frage zu stellen. Überraschenderweise sind die Bewertungen in den letzten 9 Monaten aber praktisch unverändert geblieben, da die engeren Kreditspreads den Anstieg der Treasury-Renditen weitgehend ausgeglichen haben.“ 

Der abgebildete Chart (hier nicht abgebildet) zeigt das Zusammenspiel von S&P 500 Index, sowie der S&P 500 Index-Gewinnschätzungen und des S&P 500 Index-KGVs (beides auf Basis der Schätzungen für die kommenden 12 Monate). Demnach kann bei stabilen Bewertungsmultiplikatoren der gesamte Kursanstieg des Marktes durch steigende Gewinne erklärt werden. Kritisch würde es folglich dann werden, sobald die Gewinnschätzungen fallen, weshalb es diesen Punkt genau zu beachten gilt. Mut macht in dieser Hinsicht, dass etwa die Analystenbeim Broker-Dealer LPL Financial pünktlich zum Redaktionsschluss ihre S&P 500 Index-Gewinnschätzung je Aktie für 2021 von 170 Dollar auf 175-177,50 Dollar erneut angehoben haben. Die Finanzseite Yahoo Finance erinnert in diesem Zusammenhang ansonsten noch daran, dass Skeptiker auch bei einem S&P 500 Index von 3.000 Punkten bereits vor hohen Bewertungen warnten. Das hat den S&P 500 Index aber nicht davon abgehalten, in der Vorwoche erstmals überhaupt die Marke von 4.000 Punkten zu knacken. Uns bringt der dadurch als völlig intakt untermauerte langfristige Aufwärtstrend dazu, bis auf weiteres an den Fortbestand des Bullenmarktes zu glauben.

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