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Austria Börsenbrief
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US-Aktien-Höhenflug / Wann holt die Wiener Börse auf?

02.09.2020 | Austria Börsenbrief Nr. 35/2020

Was beeinflusst die Stimmung an den Börsen? Welche Faktoren sind für das Zustandekommen der Aktienkurse ausschlaggebend? Den meisten Anlegern fällt hier vermutlich sofort „Bewertung“ ein. Ein niedriges KGV, eine hohe Dividendenrendite, ein günstiges Kurs/Buchwert-Verhältnis und ein beruhigendes Kurs/Cash FlowVerhältnis  sollten doch  zu höheren Kursen führen – oder? Interessant, das ausgerechnet jene Aktien, die den Höhenflug der US-Börsen tragen, all das nicht aufweisen. Apple weist ein ambitioniertes KGV um 38 auf. Die Dividendenrendite von rund 0,7 Prozent kann man vergessen. Microsoft ist mit einem KGV um die 40 und einer Dividendenrendite ebenfalls unter einem Prozent auch sehr sportlich bewertet. Oder Facebook mit einem KGV um die 35 und ohne Dividende? Oder gar Corona-Profiteur Amazon? Die Aktie ist mit mehr als dem 100-fachen Jahresgewinn bewertet, Dividende gibt's natürlich keine.  Da schaut Tesla mit seinem (ebenfalls dividendenlosen) KGV um die 50 ja schon fast günstig aus. Und im Vergleich dazu Wien: KGV etwa zehn, durchschnittliche Dividendenrendite jedenfalls deutlich höher als die jeder US-Highflyer-Aktie. Wäre da nicht endlich eine Aufholbewegung fällig? Kein Zweifel, diese wird kommen. Derzeit steht der längst fälligen Erholung der Wiener Börse aber einiges entgegen. Da wäre zunächst einmal der hausgemachte Faktor Politik. Über die Abschaffung der unseligen Benachteiligung von Dividenden gegenüber Sparbuchzinsen und der Abschaffung der so genannten „Kursgewinnsteuer“ hat auch die jetzige Regierung bereits diskutiert, bislang aber ohne Ergebnis. Es ist ja weniger die konkrete Ausgestaltung der Steuer, die hier negativ wirkt, sondern es ist eher die anlegerfeindliche Haltung dahinter, die auch internationale Investoren abschreckt. Die Wiener Börse bekommt als eher kleinerer Handelsplatz aber auch in besonderem Maße die Auswirkungen der politischen Spannungen auf internationaler Ebene zu spüren. Vor den Toren der EU droht ein militärischer Konflikt, in den ein EU-Mitglied verwickelt ist. Die Türkei hat im Mittelmeer internationale Abkommen gebrochen und droht Griechenland mit Krieg. Im Fall einer militärischen Auseinandersetzung könnte die EU gar nicht anders, als dem Mitglied Griechenland zu Hilfe zu kommen, denn die Türkei verletzt ja die EU-Außengrenze.  Der Wahlbetrug in Weißrussland wiederum hat das Land an der Ostgrenze der EU destabilisiert. Russlands (allerdings verhaltene) Drohungen Richtung Westen tragen nicht zur Besserung der Stimmung bei. Auch innerhalb der EU herrscht allerdings keineswegs ungetrübte Harmonie. Der „Nord-Süd-Konflikt“ – zuletzt manifestiert durch das Tauziehen um Corona-Hilfen – wurde durch den Kompromiss nur oberflächlich zugedeckt. Spannungen und Konflikte rundum – die Stimmung in der EU regt nicht gerade zum Aktienkauf an, schon gar nicht an einer Peripheriebörse wie Wien. Doch Konflikte sind lösbar, und Spannungen halten üblicherweise nicht ewig an. Unsichere Zeiten begünstigen „sichere Häfen“, die USA und der Dollar gelten seit jeher als ein solcher. Sie profitieren von der aktuellen Stimmung. Auch die Entwicklung des Goldpreises signalisiert, dass Sicherheit derzeit hoch im Kurs steht. Ewig wird diese Stimmung aber nicht anhalten.
Franz C. Bauer

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