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Austria Börsenbrief
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Rückgang der Anleiherenditen lässt hoffen

06.07.2022 | Austria Börsenbrief Nr. 27/2022

Am US-Anleihemarkt hat sich jüngst bemerkenswertes getan. Denn obwohl allgemein die Hysterie wegen der hohen Inflation weiterhin sehr groß ist, haben die Renditen den Rückwärtsgang eingeschaltet. Die von Jahresanfang bis Mitte Juni von 1,63% auf fast 3,5% gestiegene Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen ist bis auf 2,81% zurückgefallen.


Zu sehen ist das vor dem Hintergrund der zunehmenden Erwartungshaltung, dass es infolge der Straffung der Geldpolitik durch die Zentralbanken zu einer Konjunkturabschwächung kommen dürfte. Oft wird inzwischen sogar eine Rezession befürchtet und deswegen deuten die Futures auf den US-Leitzins mittlerweile darauf hin, dass sich die Marktteilnehmer mit Blick auf die Fed vorstellen können, dass diese bereits im nächsten Frühjahr wieder damit beginnt, die Zinsen zu senken.

In Verbund mit einem zu beobachtenden Rückgang der langfristigen Inflationserwartungen (z. B. gemessen an den 10-jährigen US-Breakeven-Inflationsraten, die von 3% zu Beginn des Jahres auf 2,36% gefallen sind) deutet die jüngste Entwicklung vielleicht darauf hin, dass wir bei den Anleiherenditen vorerst die Spitze gesehen haben.

Sollte das der Fall sein, wäre das ein positives Signal für die Aktienmärkte und möglicherweise insbesondere für die Technologie-Aktien. Denn schließlich waren es die steigenden Zinsen, die an den Börsen zu einer umfassenden Bewertungskontraktion geführt haben.

Das Dumme ist nur, dass es sich bei alledem derzeit nur um Erwartungshaltungen handelt. Diese können richtig sein oder falsch. Für die zweite Option spricht, dass die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen ihren Höchststand historisch gesehen laut Capital Research in der Regel nur kurz vor der letzten Zinserhöhung in einem Fed-Straffungszyklus erreichten und davon sind wir derzeit vermutlich noch weit entfernt.

Abgesehen davon bleibt abzuwarten, was die derzeit noch gültigen Gewinnschätzungen wirklich taugen. Denn diese könnten sich als zu rosig erweisen, falls sich die Konjunktur tatsächlich deutlich abschwächen sollte. Und nach unten revidierte Ergebnisprognosen könnten die Aktienrisikoprämien noch weiter in die Höhe treiben.

Möglicherweise sind die Risiken in dieser Hinsicht in Europa noch größer als in den USA. Die Erwartungen der Analysten in Bezug auf die Gewinne der europäischen Unternehmen haben sich in den vergangenen Monaten jedenfalls als sehr stabil erwiesen - trotz des starken Anstiegs der Einkaufspreise und des Kriegs in der Ukraine.

Doch wenn sich die Geschichte wiederholen sollte, ist es laut Societe Generale vermutlich nur eine Frage der Zeit, bis die Analysten ihre Zahlen anpassen. Zumindest war es in den vergangenen 20 Jahren so, dass bei einem wie zuletzt aufgetretenen Kursminus beim Stoxx 600 Index um mehr als 10% gegenüber dem Vorjahr es letztlich vier bis fünf Monate dauerte, bis der Konsens einen Gewinnrückgang prognostizierte.

Bis vor kurzem hob der Konsens die Schätzungen immer noch an, wobei für 2022 ein Gewinnwachstum von mehr als 15% für den STOXX 600 erwartet wird (8% ohne rohstoffgebundene Sektoren), was weit von dem entfernt ist, was normalerweise zu beobachten ist, wenn der Stoxx 600 um mehr als 10% im Jahresvergleich gesunken ist.

Aber selbst wenn es dieses Mal wieder so kommt, stellt sich die Frage, wie viel davon bereits in den Kursen steckt. Schließlich ist die aktuelle Bewertung beim Stoxx 600 Index mit einem geschätzten KGV von zwölf bereits relativ moderat. Fragen über Fragen und wegen der damit verbundenen Unsicherheit sollte man als Anleger eher konservativ verfahren, bis es mehr eindeutige Signale dafür gibt, dass der laufende Bärenmarkt vorbei ist.

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