Zum Hauptinhalt springen
Wir wissen, wie Börse geht.
Austria Börsenbrief
Austria Börsenbrief

Inflationsrate von 2,8%

23.06.2021 | Austria Börsenbrief Nr. 25/2021

Jetzt ist sie also gelandet: Mit einer Inflationsrate von 2,8 Prozent übertraf die Geldentwertung im Mai deutlich die von den Zentralbanken ausgegebene Zielmarke von zwei Prozent. Der „Mini-Warenkorb“, der im Rahmen einer Sonderauswertung der Statistik Austria berechnet wird und der ausschließlich Güter und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs beinhaltet, verteuerte sich gar um 6,6 Prozent. Ein Grund für Anleger, sich Sorgen zu machen? Blicken wir zunächst einmal auf die Gründe für den ungewöhnlich hohen Wert.

Da wäre zunächst der Basiseffekt. Die Inflation des vergangenen Jahres tendierte coronabedingt gegen Null. Das Virus brachte die wirtschaftlichen Aktivitäten zum Erliegen, Produktion und Einzelhandel unterlagen massiven Einschränkungen. So betrachtet, wäre die aktuelle Inflationsrate auf eineinhalb oder zwei Jahre zu verteilen, und dann sieht die Sache schon wieder etwas anders aus. Hinzu kommt ein Nachholeffekt sowohl auf Seiten der Konsumenten als auch des Handels. Der Lockdown hatte verhindert, dass die Konsumenten Geld ausgeben, und genau das versuchen sie nun nachzuholen. Und der Handel versucht, die Umsatzausfälle des vergangenen Jahres durch Preissteigerungen wenigstens zum Teil wett zu machen. Restaurantbesuche wurden deutlich teurer, aber auch bei Textilien, Möbeln und Baumaterial gab es teils empfindliche Preissprünge. Deutlich teurer wurden auch Treibstoffe, was einem fulminanten Höhenflug des Erdölpreises zu „danken“ ist. Schließlich kletterten die Wohnungsmieten um 3,9 Prozent (ebenfalls auf Jahresbasis).

All das sind Faktoren, deren Einfluss auf das Preisniveau allerdings zeitlich begrenzt ist. Nachholeffekte verlieren an Schwung, und Basiseffekt gibt es eben nur einmal. Aber wie reagieren die Zentralbanken auf diese Herausforderung und was machen die Zinsen? Vorerst noch nicht, aber eine Trendwende zeichnet sich vorsichtig ab. Zwar entschloss sich der FED-Offenmarktausschuss (FOMC) noch nicht zu einer Anhebung der Leitzins-Bandbreite, doch eine leichte Erhöhung des Übernacht-Zinses signalisiert ein langsames Ende der Niedrigzinspolitik. Nach der vorvergangenen Sitzung erklärte FED-Chef Powell noch, man denke nicht einmal über Zinserhöhungen nach, diesmal bestätigte er immerhin ein „Reden über das Reden“ darüber – eine seltsam-vorsichtige Formulierung, die aber annehmen lässt, dass das FED hier äußerst behutsam vorgehen wird und dass zumindest für heuer noch nichts derartiges geplant sei.

Derzeitiger Stand: Erst 2023 wird es voraussichtlich zwei Zinserhöhungen geben. Das Zinsniveau hat aber bereits angezogen, vor allem am langen Ende, worüber sich vor allem die Banken freuen. Im Gegensatz dazu ließ die EZB zuvor ja keine Anzeichen einer Zinserhöhung erkennen – was wohl mit den unterschiedlichen Einschätzungen der Wirtschaftsaussichten zusammenhängt. Die EZB zeigt sich hier deutlich pessimistischer als das US-Zentralbankensystem. Für Bankaktien könnte das die Trendwende bedeuten. Die Aussicht auf eine größere Zinsspanne sowie drastische Rationalisierungsmaßnahmen in den vergangenen Jahren lenken zunehmend die Aufmerksamkeit von Analysten und Anlegern auf den lange Zeit verschmähten Sektor.

Franz C. Bauer

Interesse geweckt?

Sind Sie bereits Abonnent? Dann loggen Sie sich bitte ein.
Wenn Sie noch kein Kunde sind, wählen Sie bitte aus unseren Abo-Angeboten aus:

Bestellung

Sollten Sie über einen gültigen Gutscheincode verfügen, können Sie diesen im nächsten Schritt entwerten.
Der Rabattbetrag wird im Warenkorb automatisch vom Gesamtbetrag abgezogen.

Jahresbezug

380,-

Monatsbezug

34,-