Zum Hauptinhalt springen
Wir wissen, wie Börse geht.
Austria Börsenbrief
Austria Börsenbrief

Börsenkurse und „Realwirtschaft“ laufen weiter auseinander - Franz C. Bauer

03.06.2020 | Austria Börsenbrief Nr. 23/2020

Einmal mehr fällt uns auf, wie sehr derzeit Börsenkurse und „Realwirtschaft“ auseinanderlaufen. An den Aktienmärkten halten die volatilen Zeiten zwar an, Tagesverluste von zwei und mehr Prozent sind da durchaus nicht ungewöhnlich, doch der Trend weist seit dem Tiefpunkt, der sowohl im S&P als auch im Euro Stoxx auf die Zeit um den 20. März fiel, deutlich aufwärts. In der „Realwirtschaft“ hingegen lässt sich noch kaum absehen, welche Folgen der shutdown im Zuge der Coronakrise haben wird. Stimmt, einige Unternehmen überraschten mit positiven Quartalsberichten – allerdings für das erste Quartal. Das zweite Quartal hingegen wird eher katastrophal ausfallen, und auch für das dritte Quartal sehen wir noch wenig Positives. Dividendenausfälle und Dividendenkürzungen werden für das heurige Jahr eher die Regel als die Ausnahme sein, diese werden voraussichtlich (sofern dies nicht bereits geschehen ist) mit der Veröffentlichung der Zahlen für das zweite Quartal bekannt gegeben. Spätestens ab Mitte Juli ist daher mit einer Fülle negativer Nachrichten zu rechnen. Doch die Börsen spiegeln ja nicht die gegenwärtige Situation und auch nicht die bereits bekannten Entwicklungen wider – die sind definitionsgemäß in den Kursen ja bereits eskomptiert. Aktienkurse sind immer eine Wette auf die Zukunft, und da stehen die Quoten bei den Anlegern derzeit offenbar nicht schlecht. Bleibt die Frage: Befinden wir uns mitten in einer Bärenmarkt-Rally, oder wird alles vielleicht doch nicht so schlimm? Wenn wir nach Gründen für die im Verhältnis zum ökonomischen Umfeld relativ hohen Börsenkurse fragen, stoßen wir als Antwort immer wieder auf die Liquidität. Zwar
fließen die von Zentralbanken und Regierungen angekündigten billionenschweren Hilfen teils noch recht zäh, doch am Markt existiert eine deutliche Überliquidität. Bei den Konsumenten ist sie zwar erst zum Teil angekommen, doch selbst die bereits ausbezahlten Hilfen und die gewährten Kreditgarantien reichen, um die schon vorher vorhandene Überliquidität noch weiter zu verstärken. Andererseits wächst vor allem bei jenen, die hohe Bargeldbestände horten, die Angst vor Geldentwertung oder gar Euro-Crash. Die Sorge um den Wert des Geldes existiert dabei durchaus auf beiden Seiten des Atlantiks. Starinvestor Ray Dalio, Milliardenschwerer Gründer der Bridgewater-Hedgefonds, brachte es plakativ auf den Punkt: Mit seinem markigen Ausspruch „Cash is trash“ ließ Dalio heuer am Weltwirtschaftsforum Davos aufhorchen. Seiner Meinung nach werde das exzessive „Gelddrucken“ der Zentralbanken zu einer Aushöhlung des Geldwertes führen. Wer Geld hortet, werde demnach zu den Verlierern zählen. Alternativen gibt es aber wenige. Gold ist zwar teuer und wirft keine Zinsen ab, bewährt sich aber immer wieder in Krisensituationen. Immobilien sind ebenfalls bereits teuer, die Renditen sinken laufend. Also doch Aktien? Langfristig ein klares „Ja“. Kurzfristig erfordert ein Engagement allerdings gute Nerven. Volatilität wird uns noch lange begleiten und mit einem kurzfristigen Rückschlag von über zehn Prozent sollte man ebenfalls noch rechnen.

Interesse geweckt?

Sind Sie bereits Abonnent? Dann loggen Sie sich bitte ein.
Wenn Sie noch kein Kunde sind, wählen Sie bitte aus unseren Abo-Angeboten aus:

Bestellung

Sollten Sie über einen gültigen Gutscheincode verfügen, können Sie diesen im nächsten Schritt entwerten.
Der Rabattbetrag wird im Warenkorb automatisch vom Gesamtbetrag abgezogen.

Jahresbezug

380,-

Monatsbezug

34,-