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Austria Börsenbrief
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Das Virus als Einflussfaktor - Franz C. Bauer

24.02.2021 | Austria Börsenbrief Nr. 08/2021

Da das Virus offenbar zu den maßgeblichen Einflussfaktoren an den Börsen geworden ist, vorab gleich einmal eine Meldung von der „Covid-Front“: Jens Spahn, deutscher Gesundheitsminister, ließ jüngst mit dem Zitat aufhorchen, die Pandemie höre erst auf, „wenn alle geimpft sind, in allen Ländern“. Es gehört schon einiger Optimismus dazu, anzunehmen, dass dies in Kürze der Fall sein kann, doch wollen wir hoffen, das diese Prognose doch ein wenig zu pessimistisch ausgefallen ist. Die Stimmung an den Börsen spiegelt das jedenfalls nicht wider – immer noch überwiegt Optimismus, und jüngst veröffentlichte Zahlen wichtiger Unternehmen rechtfertigen dies. Nestlé setzt den Wachstumskurs fort, L‘Oréal erhöht die Dividende, Daimler bekam 2020 zwar den Gegenwind zu spüren, schnitt aber besser als erwartet ab, ING übertraf die Prognosen, und in Deutschland profitierten (erwartbar) Deutsche Post, Delivery Hero und HelloFresh von der Pandemie.

Auch in Österreich schaut‘s nicht so düster aus: Mayr-Melnhof ließ jüngst durch eine spektakuläre Übernahme aufhorchen, Strabag verzeichnete laut Raiffeisen Research einen „Ergebnismeilenstein“, die VIG lieferte ein solides Ergebnis und bei voestalpine freut man sich über ein gutes 3. Quartal.

Das alles sollte uns allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir im zweiten Quartal eine Pleitewelle zu erwarten haben. Treffen wird es vor allem kleinere und mittlere Unternehmen. Für die Börse wird das zwar keine unmittelbaren Auswirkungen haben, doch das Wirtschaftsklima könnte sich dadurch sehr wohl eintrüben.

Interessant sind die Entwicklungen anderer Assets (oder Pseudo-Assets). Bei Gold hat sich die Rally offenbar zumindest temporär totgelaufen, dies spiegelt das wachsende Interesse an Aktien wieder. Mehr Optimismus an den Börsen – da muss man nicht auf das ertragslose Krisenmetall setzen.

Ebenso auf Rekordkurs sind freilich auch die Staatschulden, was manchen Investoren Anlass zur Sorge gibt. Hohe Staatsschulden bedeuten üblicherweise langfristig eine Belastung für die Wirtschaft, da deren Rückzahlung dem Wirtschaftskreislauf eines Landes Kaufkraft entzieht. Aber müssen Staatschulden überhaupt zurückgezahlt werden? Es gibt drei Möglichkeiten, diese zu reduzieren. Die erste und nächstliegende: Man bezahlt sie. Dazu bedarf es freilich entsprechender Staatseinkommen, also Steuern und Gebühren, und hohe Steuern und Gebühren schnüren die Wirtschaft und die Konsumenten ein. Die zweite Möglichkeit: Man wartet, bis sie sich weginflationieren. Steigende Inflationsraten bedeuten nämlich, dass die Staatsschulden in Relation zum BIP automatisch sinken (natürlich nur, sofern keine neuen dazukommen). Indirekt bezahlen das auch die Konsumenten, weil Löhne und Gehälter (oft auch Gewinne) der Inflation hinterherhinken. Außerdem sind hohe Inflationsraten alles andere als wünschenswert, da sie (zumindest) die wirtschaftliche Stabilität eines Landes gefährden. Dritte Möglichkeit: Die Schuldenquote eines Landes wird errechnet aus dem Verhältnis zwischen BIP und Staatsschuld. Man kann also auch versuchen, das BIP zu erhöhen – also die wirtschaftlichen Aktivitäten zu stärken. Genau das sollten die Regierungen jetzt tun. Hoffentlich sind ihnen diese Zusammenhänge auch bewusst. Österreichs neuem Arbeitsminister sind sie es in jedem Fall.

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