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Aktien Spezialwerte
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Market-Timing - von Raimund Klapdor

09.10.2019 | Aktien-Spezialwerte Nr. 21/2019

Immer wieder versuchen sich Anleger am Market-Timing, d.h. dem Versuch, Mehrrenditen durch ein günstiges Ein- und Ausstiegstiming am Gesamtmarkt zu erzielen. Da dieser Versuch meist scheitert, ist es tatsächlich sinnvoller, sich einfach auf die Auswahl eines guten Value-Portfolios zu konzentrieren und an diesem Portfolio – zwar unter Umschichtungen, aber bei insgesamt eher konstant hoher Gesamtinvestitionsquote - stur festzuhalten. Als eine verkappte Version des Versuchs, Market-Timing zu betreiben, erscheint uns das permanente Vorhalten signifikanter Barmittel im Aktienportfolio in der Hoffnung, diesen Cashbetrag nach einem Marktcrash besonders günstig investieren zu können. Zahlreiche empirische Studien zeigen, dass Anleger aus dieser Strategie keine Vorteile erwarten können. Die Idee, mit einer 100%igen Investitionsquote so lange zu warten, bis der Markt um eine bestimmte Verlustschwelle eingebrochen ist, sodass man mit den bis dahin noch vorgehaltenen Cashbeständen zu noch günstigeren Kursen investieren kann, klingt zwar in der Theorie gut und mag dem Bauchgefühl vieler Anleger entsprechen, funktioniert in der Praxis aber schlecht. Die Hauptgefahr dieses Ansatzes ist, die vorgehaltene Cashposition letztlich „ewig“ vor sich herzuschieben und nie komplett investiert zu sein, weil das als günstig erhoffte Kursniveau nie erreicht wird. Der Buchautor Gerd Kommer hat anhand historischer Daten des Weltaktienmarkts untersucht, wie oft eine solche Strategie in den letzten 49 Jahren funktioniert hätte. Die Ergebnisse sind in folgender Grafik - Quelle: Gerd Kommer - abzulesen, wobei Kommer diesen speziellen Market-Timing-Ansatz “mechanisches Verlustschwellen-Timing” (MVT) nennt und verschiedene Ergebnisse je nach individuell definierter Verlustschwelle (5% bis 50%) errechnet hat. SOWI steht dabei für Sofort-ohne-Warten-investieren.

Betrachten wir beispielsweise den dritten Fall von links, bei dem ein Anleger mit seinem Cashpolster erst einmal abwarten will, bevor der Markt um 15% korrigiert, um erst dann zu investieren. Dieses Vorhaben kann in lediglich 38% der Fälle überhaupt umgesetzt werden. In den restlichen 62% aller Fälle wird dagegen das Anfangsniveau des Marktes nie um 15% unterschritten, so dass dieser Anteil des Portfolios „ewig“ in Form von Cash verbleibt und kaum Rendite abwirft. Hat der Anleger dagegen Glück (38% der Fälle), so erreicht er lediglich eine Mehrrendite von 0,6% p.a. gegenüber dem Szenario, den Cashbetrag von Anfang an zu investieren. Da die wahrscheinlichkeitsgewichteten Renditen bei allen Verlustschwellen niedriger sind als die Renditen des Soforteinstiegs mit anschließendem Buy-and-Hold, macht auch diese Form des Market-Timings keinen Sinn. Anleger unterschätzen systematisch, dass das Vorhalten von Barmitteln Opportunitätskosten in Form des Verzichts auf die Marktrendite erzeugt und der geplante Einsatz der Mittel zu günstigen Kaufkonditionen nur selten gelingt. Und hierbei ist noch nicht einmal die psychologische Hürde berücksichtigt, dass Anleger bei einem solchen Vorhaben ihre Investitionspläne aus Angst meist doch nicht umsetzen, wenn der Markt tatsächlich stark gefallen ist, denn dann gibt es meist jede Menge „guter Gründe“, die gegen eine Ausweitung der Investitionsquote auf 100% sprechen. Insofern ist weiterhin vom Versuch des Market-Timings abzuraten.

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