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Aktien Spezialwerte
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Personen mit Hirnschäden sind unter Umständen bessere Investoren als Gesunde.

26.08.2020 | Aktien-Spezialwerte Nr. 18/2020

Personen mit Hirnschäden sind unter Umständen bessere Investoren als Gesunde. Dies gilt zumindest in jenen Fällen, in denen der Hirnschaden die Verlustaversion aussetzt und die Person in ihren Entscheidungen unabhängiger von Ereignissen der jüngsten Vergangenheit macht. Dies zeigt ein faszinierendes Experiment, in dem Forscher ein einfaches Investitionsspiel untersuchten und dabei die Ergebnisse von Spielern mit Hirnschäden mit denen gesunder Versuchsteilnehmer verglichen. Dabei hatten die Patienten mit Hirnschäden eine normale Intelligenz und keine Schäden in Hirnregionen, die Logik und Kognition betreffen. Die verletzten Hirnareale betrafen Regionen, in denen Emotionen verarbeitet werden, einschließlich der Fähigkeit, Angst oder Furcht zu empfinden. Die Hirngeschädigten verspürten also kein Leid, wenn sie verloren. Jeder Teilnehmer erhielt von den Forschern 20 Dollar, wobei das Spiel aus 20 Runden Münzwürfen bestand. In jeder Runde konnten die Probanden spielen oder aussetzen. Wenn sie spielten, gaben sie dem Versuchsleiter 1 Dollar, der vor ihren Augen eine faire Münze warf und 2,50 Dollar für Zahl, aber nichts für Kopf auszahlte. Wer aussetzte, konnte für diese Runde seinen Dollar behalten. Ziel war es natürlich, am Ende so viel Geld wie möglich zu bekommen, welches die Versuchspersonen dann auch in der Realität behalten konnten. Das Spiel ist extrem einfach und wer über ein einfaches mathematisches Grundverständnis verfügt, erkennt sofort, dass der Erwartungswert des Einsatzes von 1 Dollar in jeder Runde 1,25 Dollar beträgt. Dieser Erwartungswert liegt klar über dem Wert einer ausgesetzten Runde (1 Dollar), so dass die ideale Strategie darin besteht, in jeder Runde zu investieren. Tatsächlich schienen alle Teilnehmer der Studie die mathematischen Grundlagen zu verstehen.
Das Ergebnis der Studie erstaunte dennoch. Denn die Studienteilnehmer mit Hirnschäden hatten am Ende mit durchschnittlich 25,70 Dollar rund 13% mehr Geld als die Gesunden (22,80 Dollar). Der Unterschied bestand darin, dass die Hirngeschädigten an 45% mehr Runden teilnahmen als die Gesunden. Dabei zeigte sich der größte Unterschied in der Teilnahme an

Runden nach Verlustrunden: Die hirngeschädigten Probanden spielten durchschnittlich etwa 85% der Runden, nachdem sie eine Runde verloren hatten, die Gesunden dagegen durchschnittlich nur etwa 40% der Runden direkt nach einer Verlustrunde. Während das Verhalten zu Beginn zwischen den Gruppen kaum voneinander abwich und sie ähnlich oft setzten, divergierte das Verhalten vor allem in den späteren Runden. Normale Spieler schienen unter Verlusten zu leiden und setzten viel häufiger aus, nachdem sie eine Runde verloren hatten als die Spieler mit Hirnschäden, die mangels Verlustaversion nicht litten. Die Verlustaversion gesunder Teilnehmer verursachte somit den Verzicht auf eine Wette mit positivem Erwartungswert, insbesondere nachdem sie verloren hatten. Auch wenn die Gewinnaussichten unverändert attraktiv waren, führten demnach insbesondere jüngste negative Erfahrungen bei normalen Teilnehmern zu suboptimalen Entscheidungen. Wer die Studie “Investment Behavior and the Negative Side of Emotion” im Detail nachlesen will, findet auf der Seite der Carnegie Mellon University das Originaldokument: www.cmu. edu/dietrich/sds/docs/loewenstein/InvestmentBehavior.pdf Die Ergebnisse sind unseres Erachtens auf das Verhalten am Aktienmarkt übertragbar und sollten Anleger daran erinnern, dass es langfristig keine sinnvolle Strategie ist, nach schwachen Marktphasen nur deshalb vorsichtiger zu werden, weil die Märkte zuletzt schlecht liefen. Ebenso gibt es übrigens den Effekt, auch nach einem guten Gewinn vorsichtiger zu werden, was die Studie ebenfalls zeigte. Richtiges Investieren besteht dagegen darin, jederzeit die Chancen und Risiken neu zu bewerten und sich gerade nicht von jenen Emotionen bestimmen zu lassen, die von den jüngsten Gewinnen oder Verlusten induziert wurden. Dies dürfte insbesondere auch in Zeiten der Corona-Krise wichtig sein. Wer entweder durch den Corona-Crash noch verängstigt ist und deshalb zu besonderer Vorsicht neigt oder wer infolge der nachfolgenden starken Erholung meint, nun allein wegen dieser Erholung erst einmal vermehrt Gewinne mitnehmen zu müssen, sollte noch einmal in sich gehen und die Lage unabhängig von diesen emotionalen Eindrücken mit etwas Abstand neu bewerten. Der Aktienmarkt ist langfristig ein Spiel mit positivem Erwartungswert und „market timing“ ist ähnlich erfolgversprechend wie die Vorhersage von Münzwurfergebnissen, daher gilt: „It’s about time in the market, not timing the market“.

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